BENNO SCHIRRMEISTER UNVERBREMT
: Neues vom Klinik-Gott

Bremen ist nicht katholisch, und das ist in diesem Fall bedauerlich. Denn Billigdevotionalien sind hier kaum verbreitet. Und der Geschäftsbericht der Klinik-Holding bedarf daher einer Erklärung.

In katholischen Regionen würde die sich erübrigen. Denn wer da gelebt oder auch nur populäre Wallfahrtsstätten besucht hat – Fatima, Lourdes oder den Kölner Dom – kennt Sachen wie jene grausam kitschigen Herz Jesu- oder Passions-Postkarten. Die zeigen einen im vulgarisierten Nazarener-Stil gemalten Jesus als Wechsel- oder Wackelbild. Das heißt, hält man die Karte schräg, macht der Gekreuzigte die Augen zu. Oder der Verklärte schlägt den blauen Mantel zur Seite, wie im Park ein… Stopp! Nicht weiter denken! Blasphemie!

Was die kommunalen Kliniken angeht, galten sie bislang als konfessionslos. Doch das ist ein Irrtum. Sie hängen dem Hansenismus an. So prangt auf dem Cover des Geno-Geschäftsberichts Diethelm Hansen persönlich, der Geno-Geschäftsführer. Hält man ihn leicht schräg, springt dahinter der Betriebsratsvorsitzende hervor. Den lernt man somit als Emanation Hansens oder gar jene seiner Erscheinungsformen zu deuten, in der ER gütig für seine Geschöpfe – pardon!, Beschäftigten waltet. „Ich habe mich entschlossen“, zitiert IHN sodann die Schrift, „also gehe ich den Weg und nehme die Hürden“. Dankbarkeit überflutet uns und andächtiges Staunen.

Und wir stellen die bange Frage ob wohl die Anschaffung eines Weihrauchfässchens genehmigt ist und beim Klinikneubau wenigstens eine kleine Gebetsnische vorgesehen…? Denn einem Klinik-Gott kann das bescheidene Opfer von 216.667 Euro jährlich auf Dauer nicht reichen. Und um das zu erkennen muss man nun wahrlich kein Prophet sein.