Auf den Spuren von König Georg I.

ROYALISTEN Die Hannoversch-Britische Gesellschaft organisiert eine historische Kutschfahrt von Celle nach London

Für eine Fahrt mit der Kutsche von Celle nach London im Mai werden noch Mitreisende gesucht – für einen Tag oder auch für längere Strecken. Sie werden weitgehend auf der Route reisen, auf der Kurfürst Georg Ludwig vor 300 Jahren nach London gelangte, um sich dort zum britischen König Georg I. krönen zu lassen. Damit leitete er die 123 Jahre dauernde Herrschaft der Könige aus dem Haus Hannover über Großbritannien ein.

„Wir wollen mit der Kutschfahrt an dieses wichtige Ereignis für die Personalunion Hannover-Großbritannien erinnern“, sagt Torsten Oliver Deecke, Vorstandsmitglied der Hannoversch-Britischen Gesellschaft. Sie organisiert die Fahrt, auf der pro Tag rund 50 Kilometer zurückgelegt werden.

Startpunkt ist am 30. April Dalle im Landkreis Celle. Ein Tag später wird die Kutsche in Hannover zu einem offiziellen Festakt Station machen. In Niedersachsen wird in Isernhagen, Kolenfeld, Warmsen, Bad Essen, Osnabrück und Bad Bentheim übernachtet. Weiter geht es dann über Enschede, Utrecht bis ins 450 Kilometer entfernte Den Haag. Nach der Fährüberfahrt wird eine andere Kutsche eingesetzt.

An vielen der am Weg liegenden Orte sind Feste geplant. Die Veranstalter hoffen, dass zahlreiche weitere Kutschen, Reiter oder auch Radfahrer die „Königskutsche“ begleiten. Ob dabei allerdings an den Glanz der historischen Reise angeknüpft werden kann, ist fraglich: Georg Ludwig wurde 1714 von zehn Kutschen und 50 Pferden begleitet, die sein 150 Personen starkes Gefolge beförderten. Unterwegs auf dem Krönungsweg ließ er sich ausgiebig feiern und in Greenwich wurde er von 50.000 Engländern mit einem Feuerwerk empfangen.

Dafür dürfte die heutige Reise wesentlich bequemer werden. „Unsere Europa-Kutsche, die zwölf Plätze bietet, ist super gepolstert und hat eine Top-Federung. Georg hätte davon nur träumen können“, sagt Jürgen Reimer. Er wird zusammen mit seiner Frau Christine die vier vor die Kutsche gespannten dunkelbraunen Alt-Oldenburger Ostfriesen Lexus, Hero, Hektor und Lukas lenken. Die Warmblüter werden bis zu 900 Kilo schwer und können das Dreifache ihres Körpergewichts ziehen.

Die Reimers betreiben in Dalle bei Eschede den „Traumzeithof“, von wo aus sie auch Kutschfahrten in die Lüneburger Heide anbieten. 2006 waren die beiden mit der Europa-Kutsche ein halbes Jahr auf einer Strecke von 6.000 Kilometern unterwegs.

Bei einem Durchschnittstempo von zehn Kilometern könne man sich richtig entspannen, sagt Reimer. „Ein Tag mit der Kutsche unterwegs zu sein, ist wie eine Woche Urlaub.“ Für die Englandfahrt hat er eine Strecke möglichst abseits großer Straßen gewählt, „damit das Reisegefühl von damals aufkommen kann“.

Höhepunkt soll die Ankunft am St. James Palace in London am 16. Mai werden – die Fahrt dorthin wurde vor 300 Jahren von 250 Kutschen begleitet. Sie wird live ins Opernhaus nach Hannover übertragen, wo die Landesausstellung „Als die Royals aus Hannover kamen – Hannovers Herrscher auf Englands Thron 1714–1837“ eröffnet.

Die Preise für die Kutschfahrt stehen noch nicht fest. „Man kann sich jetzt unverbindlich bewerben, je eher, umso besser“, sagt Deecke, bei dem man sich auch anmelden kann (E-Mail: schwanenbrook@deecke.eu). Für die ganze Strecke müsse man mit einer vierstelligen Summe rechnen.  JOACHIM GÖRES