Was Farbe und Musik verbindet

NEUE MUSIK Die fünfte Biennale mit dem Fokus Skandinavien bringt hochrangige Musiker nach Kiel

Mit seiner fünften Biennale bringt das schleswig-holsteinische Musikprojekt „chiffren“ ein großes Spektrum der Neuen Musik und eine Vielzahl hochrangiger Musiker und Ensembles nach Kiel. Das international ausgerichtete Festival mit dem Fokus Skandinavien steht 2014 unter dem Motto „paints and brushes“. Der Komponist Harry Partch vergleicht in dieser Äußerung das Komponieren mit der Malerei. So wie das Farbmaterial und die Pinsel bei jedem Bild anders sind, so unterscheiden sich in der Musik auch die Wahl der Instrumente und der Kompositionsweisen. Das außergewöhnliche Festivalprogramm spiegelt diese musikalische Vielfalt wider.

Eröffnet werden die Kieler Tage für Neue Musik in diesem Jahr vom dänischen Staatsensemble „Athelas Sinfonietta Copenhagen“. Einen Kontrast bildet das „defunensemble“ aus Finnland, das sich durch den Einsatz von Live-Elektronik hervorhebt. Ein weiterer Höhepunkt des Festivals ist der Auftritt des Kölner „Ensemble musikFabrik“, eins der wichtigsten deutschen Neue-Musik-Ensembles. Das Konzert unter dem Titel „American Mavericks“ ist den drei Außenseitern der amerikanischen Musik gewidmet: Harry Partch, Conlon Nancarrow und Frank Zappa. Das von Harry Partch selbst erfundene und vom „Ensemble musikFabrik“ nachgebaute Instrumentarium wird mit dem Werk „And on the Seventh Day Petals Fell in Petaluma“ erstmals in Deutschland zu hören sein. Neben diesen drei Konzerten wird der Pianist Steffen Schleiermacher Werke von Gunnar Berg, Olivier Messiaen oder John Cage präsentieren. Den ganz besonderen Abschluss bildet ein Konzert mit Kompositionen von Studierenden der Musikhochschule Lübeck, die vom „Ensemble Analogue Translation“ dargeboten werden.

Zum zweiten Mal richtet das Festival die offenen Ohren über die Landesgrenzen hinaus, nach Skandinavien: Bis Sonntag steht in der Kieler Halle 400 mit Konzerten, Komponistengesprächen, einer Podiumsdiskussion und Workshops ausdrücklich Neue Musik aus Skandinavien im Zentrum.

Das ist der nächste Schritt für die seit acht Jahren vom Verein Forum für zeitgenössische Musik, dem Land Schleswig-Holstein und der Landeshauptstadt getragenen Neue-Musik-Biennale. Denn die betreibt die immer noch schwierige Vermittlung Neuer Musik mit beachtlichem Erfolg: Von der Kieler Stadtgalerie zogen die Avantgarde-Vermittler schon mit der zweiten Auflage in die Halle 400 um, riefen die Vortragsreihe „Crescendo“, den LehrerInnen-Workshop „Tuchfühlung“ und den Musikschulen-Workshop „Vibrations“ ins Leben, zwei Jahre später wurde das Festival um zwei Tage erweitert, nun bekommt es ausdrücklich eine internationale Ausrichtung.

ROBERT MATTHIES

■ Do, 20. 2. bis So, 23. 2., Kiel, Halle 400, Programm: chiffren.de