„Wir treffen unabhängige Entscheidungen“

Der Vizechef des Hamas-Politbüros, Musa Abu Marsuk, sagt, dass er Syrien vertraue, betont aber zugleich die Selbstständigkeit der palästinensischen Führung

taz: Wie kann die aktuelle Krise gelöst werden?

Musa Abu Marsuk: Zuerst brauchen wir eine Feuerpause, dann kann man über alles reden.

Ist die Hamas zu einem Waffenstillstand bereit?

Ja, wir sind auch bereit, zu verhandeln. Es sind die Israelis, die nicht mit den Palästinensern reden wollen.

Was will die Hamas?

Wir wollen, dass sich die Israelis aus dem Westjordanland und Gaza-Streifen zurückziehen, damit ein unabhängiger palästinensischer Staat entstehen kann.

Sie akzeptieren die Grenzen von 1967?

Das ist ein anderes Thema. Um den Konflikt zu lösen, müssen wir über viele ungeklärte Fragen reden.

Wer entscheidet über die Freilassung des israelischen Soldaten?

Die Leute in Gaza, die ihn entführt haben. Er ist ein Kriegsgefangener wie die 10.000 Palästinenser, die in israelischen Gefängnissen sitzen. Der Soldat wird erst freikommen, wenn Palästinenser entlassen werden.

Hat Syrien Einfluss auf das Schicksal des Soldaten?

Die Frage des israelischen Soldaten ist eine palästinensische Angelegenheit und unsere Position ist hier eindeutig. Wir hören auf niemanden, der eine Auslieferung des Soldaten ohne Freilassung von palästinensischen Gefangenen fordert.

Auch nicht auf Präsident Baschar al-Assad?

Nein, denn den Soldaten ohne Gegenleistung freizulassen, widerspricht palästinensischen Interessen.

Wie ist Ihr Verhältnis zur syrischen Regierung?

Wir nehmen ihre politischen Positionen zur Kenntnis, aber treffen unabhängige Entscheidungen.

Würden Sie sich eine aktivere Rolle Syriens wünschen?

Wir reden mit Syrien, Ägypten, mit allen unseren Brüdern. Wir wissen jede Unterstützung zu schätzen. Den Syrern vertrauen wir.

INTERVIEW: KRISTIN HELBERG