DIE WERBEPAUSE
: Einmarsch des Brateriums

Essen sei für Franzosen nicht nur pure Nahrungsaufnahme, sondern Kultur, so geht das Klischee. Dem entspricht der Aufschrei, der derzeit durch Frankreich geht: „Ketchup auf dem Bart von Asterix“, mokiert sich der Figaro. Grund ist eine neue Kampagne des Fastfood-Riesen McDonald’s. Sie zeigt die Gallier während einer Fressorgie bei Mäckes.

Der Versuch der Amerikaner, sich unbemerkt ins gallische Dorf zu schleichen, zog ein mächtiges Echo nach sich. Big Mac statt Obelix’scher Wildschweinkeule – beim Teutates! Eine kleine, holzvertäfelte Filiale haben die Werber für die Kampagne gewählt, so schlicht wie die Hütten der Gallier. Vom Himmel lachen Mond und Sterne, drinnen wird nach Kräften geschlemmt und getanzt, nur der Barde Troubadix muss draußen bleiben. Gefesselt und geknebelt – wie immer beim Gelage am Ende der Asterix-Comics und -filme. So wie die Gallier sich gegen die damalige Weltmacht Rom wehrten, so ziehen ihre Nachfahren nun gegen das Imperium Americanum und seine Buletten bratenden Hilfstruppen zu Felde. Zwar isst ein Großteil der eigenen Bevölkerung längst selbst bei McDonald’s, aber so sichtbar war die Hackfleischinvasion von jenseits des Atlantik bisher noch nie.

Fremdes Essen doof zu finden, hat zudem auch in den Asterix-Werken schon eine lange Tradition. Legendär ist beispielsweise das Gejammer von Obelix in „Asterix bei den Briten“, als sich der dicke Hinkelsteinschlepper ständig darüber beschwert, dass die Vorfahren der Engländer gekochtes Wildschwein in Pfefferminzsoße servieren („das arme Schwein“). Sei es, wie es sei, die Gallier haben die Römer überstanden, die Franzosen werden nun auch den Cheeseburger überleben. ANNE C. SCHMIDT