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LESERINNENBRIEFE

Hausansicht ist Geld wert

■ betr.: „Street View, das Spiel“, taz zwei vom 23. 8. 10

Die eigene Hausansicht ist Geld wert. Da Google mit Street View Geld verdient, ist also die Veröffentlichung meiner Hauswand Geld wert. Damit würde ich jedem raten, der Veröffentlichung seiner Hauswand nur gegen Geld zuzustimmen. Da Google damit sicher Milliarden verdient, sollte man sich nicht mit Brosamen abspeisen lassen. Auch wäre dies eine gute Möglichkeit für die Städte und Gemeinden, ihre Finanzen aufzubessern, schließlich gehören die öffentlichen Straßen und Gebäude der Stadt beziehungsweise der Gemeinde. NORBERT FLIERL, Weissach

Total „verkehrte Welt“

■ betr.: „Street View, das Spiel“, taz zwei vom 23. 8. 10

Die Regierungen der verschiedenen Länder einschließlich Deutschland haben sich von Googles dreistem Übergriff einfach übertölpeln lassen: bloß kein Spielverderber sein und den Wählern – äh Bürgern! – „Fortschritts-Komfort“ bieten! Und jetzt erst recht, wo Deutschland auch noch als schwarzes Schaf zwischen allen ach so fortschrittlichen und offenherzigen Nachbarn dasteht! Dass aber souveräne Bürger eines souveränen Staats nun ihrerseits sich der Mühe eines Protests unterziehen müssen und die Regierung auch noch verhandeln muss, ob sie will oder nicht, das spottet jeder Beschreibung, das ist einfach lächerlich und total „verkehrte Welt“ – und keiner merkt es! DAGMAR DORSTEN, Berlin

Nicht alles in einen Topf werfen

■ betr.: „Löschen oder lassen“ u. a., taz vom 19. 8. 10

es wird zeit, datenschutz differenziert zu betrachten und nicht alles in einen topf zu schmeißen, dreimal umzurühren und facebook mit street view und verbrecherdatei und aidsregister in eine dicke, widerliche brühe einzukochen. natürlich kann niemand einen vorteil erkennen, der street view nicht nutzt, und sagt sich dann: wozu? bisher gings auch ohne! ich selbst brauche es seit drei jahren und habe hervorragende erfahrungen gemacht: hotels in den USA nicht gebucht, weil sie in einer miesen gegend lagen (und umgekehrt), meinen frankreich-urlaub vorbereitet, nach geschäften, parkplätzen ausschau gehalten und sogar spaziergänge durch fremde städte gemacht. nein, wenn jeder an meinem haus vorbeispazieren darf, warum nicht auch ein fremder? GEROLF HEBERLING, Karlsruhe

Kopf in den Sand stecken

■ betr.: „Löschen oder lassen“ u. a., taz vom 19. 8. 10

Wenn Häuserfronten Privatsache sind, dann wird es keine Reiseführer und „Merian“-Hefte usw. mehr geben. Dann wird es auch fast keine Bilder in der taz (und jeder anderen Tageszeitung oder jedem Magazin) mehr geben, denn in jeder Publikation sehe ich Häuserfronten und Gesichter von Privatpersonen, die garantiert nicht gefragt wurden. Dann wird es viele Bilder, die uns aufrütteln, die Geschichte gemacht und geworden sind, nicht mehr geben. Und am Ende werde ich noch angefallen oder belästigt, wenn ich als Tourist private Häuserfronten einschließlich der sich davor bewegenden Menschen fotografiere. Und Kino- und Fernsehfilme werden nur noch in Potemkin’schen Dörfern gedreht. Was für ein Schwachsinn. Am besten, wir stecken alle den Kopf ganz tief in den Sand, dort ist es nämlich schön dunkel. Geht es uns allen so gut, dass wir uns schon an solchen sinnlosen Feindbildern aufreiben müssen?

CHRISTIAN HEINISCH, Reinfeld

Altersteilzeit für alle

■ betr.: „SPD ringt um Rente“ u. a., taz vom 21. 8. 10

Unabhängig davon, ob wir nun bis zur Vollbeschäftigung warten, bis das Renteneintrittsalter erhöht wird, möchte ich vorschlagen, dass in Zukunft Altersteilzeit für alle Arbeitnehmer verpflichtend eingeführt wird. Älteren Arbeitnehmern wird dadurch ermöglicht, leichter das Rentenalter tatsächlich zu erreichen, weil die Belastung reduziert wird. Und wer dann doch während der Altersteilzeitphase ganz aufhört zu arbeiten, sollte logischerweise mit weniger Abschlägen bei der Rente rechnen dürfen als heute, wo erwartet wird, dass jeder bis zum Ende voll durcharbeitet. INGO GANZ, Berlin

Die Rolle des CDU-Pudels

■ betr.: „Grüne bleiben der CDU treu“ u. a., taz vom 23. 8. 10

Der Beschluss der GAL kommt nicht überraschend. Schließlich hat die Partei bislang jede Aussprache damit bewältigt, dass sich zunächst einige Aufrechte zu Wort melden, dann die Führung Geschlossenheit einfordert und am Ende die Mehrheit sich für die CDU entscheidet. Womit die Grünen in Hamburg leider nicht mehr als die Rolle des Pudels der Union einnehmen. Denn die konkreten Ergebnisse des Senats lauten nicht anders, als würde Letztere immer noch alleine regieren. Und dies nicht nur bei Umweltthemen wie der Elbvertiefung oder des neuen Kohlekraftwerkes, sondern auch in anderen Bereichen wie etwa der Beibehaltung von Studiengebühren oder den Abschieberichtlinien für Flüchtlinge, die noch aus der Zeit von Ronald Schill stammen, was ebenfalls das Bild der Gesamtpartei beschädigt. Denn deren Glaubwürdigkeit steht oder fällt mit der Regierungspolitik in den Ländern. Und jene ist in Hamburg alles andere als ökologisch, sozial und liberal! RASMUS PH. HELT, Hamburg

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