schulbücher
: Armut wird zum Teufelskreis

Dass die Kinder von armen Eltern zum Schulbeginn oftmals ohne Bücher dastehen, ist ein Skandal erster Güte – in mehrfacher Hinsicht. Zum einen ist das Problem seit langem bekannt: Dank Hartz IV und dem noch unter Rot-Grün reformierten NRW-Schulgesetz gab es auch im vergangenen Schuljahr viele Eltern, die die Schulbücher für ihre Kinder nicht bezahlen konnten und viele Kommunen konnten oder wollten nicht in die finanzielle Lücke springen. Und obwohl die Schulministerin damals versprach, dass das Land ab diesem Jahr die Kosten für alle ALG-II-Kinder übernimmt, ist bislang nichts passiert. Denn – und das ist der zweite Skandal: Landesregierung und Kommunen tragen ihren Streit, wer die Kosten dafür übernehmen soll, auf dem Rücken der Betroffenen aus. Wer in einer Stadt lebt, die kein Geld für arme Kinder hat, hat eben Pech gehabt.

KOMMENTAR VON SUSANNE GANNOTT

Das Schlimme daran ist, dass solche Regelungen – oder besser Nicht-Regelungen – die soziale Ungleichheit weiter zementieren. Denn bekanntlich ist es für Kinder aus ärmeren Familien ohnehin schwerer, einen guten Schulabschluss zu machen und Arbeit zu finden als für Kinder aus gut situierten Verhältnissen. Jetzt werden ihnen – Hartz sei Dank – noch ein paar Steine mehr in den Weg gelegt. Auch die Kommunen stecken in einem Teufelskreis: Städte mit einem hohen Anteil an Arbeitslosen sind oft hoch verschuldet. Wenn sie dann ihren Hartz-gebeutelten Familien unter die Arme greifen wollen, funkt die Bezirksregierung dazwischen und schwingt die Haushaltssanierungskeule. Die armen Städte bleiben also arm, weil sie ihren armen Familien nicht aus dem Schlamassel heraus helfen dürfen.

Es kommt aber noch besser: Denn die Hartz-Gesetze produzieren selbst neue Armut, haben die Wohlfahrtsverbände gerade verkündet. Jedes zehnte Kind in NRW lebt inzwischen unter der Armutsgrenze. Die Lösung kann also nur heißen: Hartz abschaffen und dafür Bücher für alle kaufen!