: Die vielen Leben des Herrn Karan
WAHRHEITSFINDUNG Hamburgs neuer Wirtschaftssenator hat seine Biografie so oft frisiert, dass niemand mehr weiß, wer er eigentlich ist. Die taz leistet Abhilfe
Seine Vita hat er immer wieder korrigieren müssen. Warum er in London von der Uni flog, später den Rechtspopulisten Ronald Schill unterstützte und schließlich deutscher Staatsbürger wurde, darüber hat Hamburgs neuer Wirtschaftssenator Ian Karan (71) ganz unterschiedliche Versionen in die Welt gesetzt. „Ein Lügner als Senator?“, grollte die Hamburger Morgenpost. Die taz nord lässt jetzt die LeserInnen entscheiden: Finden Sie selbst die Wahrheit über Karan, der Ihnen folgende Vorschläge macht: Eine Londoner Elite-Uni hat mich exmatrikuliert, weil ich
■ gegen den Vietnam-Krieg protestiert habe
■ viel zu viele Fehlzeiten hatte
■ Londoner Uni? Habe ich wirklich behauptet, da mal studiert zu haben?
Ich habe Ronald Schill bis 2004 mit insgesamt 44.500 Euro unterstützt, weil
■ ich damit Ole von Beust 2001 zum Bürgermeisteramt verhelfen wollte
■ Ronald Schill ein toller Mensch ist
■ nur Schill – etwa mit dem Einsatz von Brechmitteln – wirklich etwas gegen kriminelle Ausländer unternommen hat.
Mein heimlicher Spitzname lautet
■ Container-Karan
■ Münchhausen
■ der Mann mit sieben Leben.
Meine erstes Geld in Hamburg verdiente verdiente ich als
■ Tellerwäscher
■ Geldwäscher
■ Reich-Ranicki-Double.
Die Initiative gegen die Hamburger Schulreform habe ich gesponsert weil
■ ich damit Ole von Beust unterstützen wollte
■ Initiativensprecher Walter Scheuerl genauso ein Sympath ist wie einst Ronald Schill
■ ich von Politik sowieso nichts verstehe.
Die Idee, dass ich die deutscher Staatsbürger werde, hatte
■ Angela Merkel
■ meine Mutter
■ Ronald Schill, der keine Ausländer mag.
Ich bin der richtige Wirtschaftssenator für Hamburg weil
■ die Wirtschaft einen Ansprechpartner braucht, auf dessen Wort wirklich Verlass ist
■ mit mir der überfällige Generationswechsel im Hamburger Senat eingeleitet wird
■ ich als für den Hafen zuständiger Senator dafür sorgen werde, dass meine Container-Firmen noch besser florieren.
MARCO CARINI
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