WAS MACHT EIGENTLICH ...… Piotr Iljitsch Tschaikowsky?
: Nachklingen

Irgendwas musste da doch sein. Ein versteckter Hinweis, eine subtile Gemeinheit. Aber der Wahlkampf-Spot der CDU, den wir gestern rezensiert hatten, enthielt offenbar keinerlei Verweis auf die Homosexualität des Regierenden Bürgermeisters. Warum das erwartbar gewesen wäre? Nun, immerhin suggeriert der Spot eine ganze Menge: Klaus Wowereit ist faul. Klaus Wowereit macht Party. Klaus Wowereit säuft. Und dass selbstbewusstes Schwulsein bei der christdemokratischen Stammklientel immer noch Iiih-Bäh-Reflexe auslöst, dürfte als gesichert angenommen werden.

Wir haben uns den Spot noch ein paarmal angesehen. Und auf alle Details geachtet. Der Damenschuh? Nein, der ist lediglich ein Partyattribut. Aber da, das Spargelfoto. Fehlanzeige: eine Einladung zum Spargelessen und nicht das Plakatmotiv der Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung, die dem Gemüse Kondome übergestreift hat. Kein CSD-Flyer, kein Folsom-Grußwort. Da hatte die politische Korrektheit offenbar doch gesiegt.

Später am Abend dann, der Soundtrack des Filmchens spukte noch im Kopf herum, die jähe Erkenntnis: Tschaikowsky. Tschaikowsky war schwul. Das ist der Hinweis – wenn auch nur für einen erlesenen Zirkel von Eingeweihten.

Liebe CDUler: Wenn das wirklich so gemeint war, lasst euch Folgendes gesagt sein: Tschaikowsky, der alte Russe, hat sich nie geoutet. Er litt sein Leben lang unter einer verheimlichten sexuellen Orientierung, was ihn schließlich, so wird jedenfalls gemunkelt, in den Selbstmord trieb. Klaus Wowereit hat da eindeutig den richtigen Weg gewählt. Wolltet ihr das etwa zart andeuten?

CLPFOTO: ARCHIV