Unions kleine Siegesserie

Aufsteiger Union Berlin gewinnt auch sein zweites Spiel. Der Regionalligist schlägt Wilhelmshaven 2:0

Für Neuling 1. FC Union Berlin läuft die Saison in der Fußball-Regionalliga Nord bisher ziemlich perfekt. Im Duell der Aufsteiger setzten sich die Hauptstädter gestern gegen den SV Wilhelmshaven mit 2:0 (2:0) durch. Damit landeten sie den zweiten Sieg im zweiten Spiel. Daniel Teixeira (17./20.) avancierte vor 5.388 Zuschauern mit einem Doppelschlag innerhalb von gerade mal vier Minuten zum Matchwinner. Die Gastgeber mussten wegen einer Innenbanddehnung im linken Knie kurzfristig auf Kapitän Sebastian Bönig verzichten.

Wilhelmshaven, der erste Heimgegner der Berliner, scheint für die Ultraoptimisten in Köpenick nur eine Durchgangsstation auf dem Weg zurück in die 2. Fußball-Bundesliga gewesen zu sein. Und schon der 3:0-Erfolg zum Auftakt der neuen Regionalliga-Saison bei der Reserve von Hertha BSC hat notorisch euphorisierte Unioner und nach Sensationen lechzende Medienmenschen leicht überschnappen lassen.

Eisern euphorisch

Beispiel für diese Euphorie ist eine Anekdote mit Trainer Christian Schreier. Nach dem Auftaktspiel packte er einen Journalisten an der Schulter und schüttelte ihn freundschaftlich. „Du wirst von mir nichts anderes hören“, hämmerte der rustikale Unioncoach seinem Gegenüber ein, der das offizielle Saisonziel von Schreiers Arbeitgeber eigenwillig nach oben korrigiert haben wollte. „Für uns zählt nur der Klassenerhalt“, rief Christian Schreier.

Dirk Zingler hingegen wäre froh, wenn es mit dem Aufstieg schnell klappen würde. „Die Regionalliga kostet sehr viel Geld“, klagte Unions Präsident. Doch aus dem Honorartopf des Fernsehens bedienen sich vornehmlich die 36 Clubs aus den beiden Bundesligen. Ein Etat wie der von Union mit offiziell 3,6 Millionen Euro muss erst mal gedeckt werden. Spielen wie die Profis, aber wirtschaften wie Amateure – in dieser Zwickmühle stecken die Regionalligisten.

„Der 1. FC Union hat seinen Preis“, verkündete Zingler vor der aktuellen Spielzeit trotzig. Die Eisernen aus Köpenick streben immerhin in die 3. Bundesliga, die ab der Saison 2008/2009 den Betrieb aufnehmen soll. „Sinn dabei ist es, den finanziellen Abstand zwischen Bundesligen und der jetzigen Regionalliga zu verringern“, erklärt der Präsident in der schicken neuen „Eisern Lounge“ am Stadion in der Wuhlheide. Ein Tisch mit acht Plätzen in der Vip-Etage kostet pro Saison 25.000 Euro. Ein stolzer Preis für die nicht gerade als Boom-Region geltende Hauptstadt.

Große Investitionen

Um die Grundlagen für das Erreichen der neuen (offiziellen) Profiklasse zu legen, muss Union wie alle Aspiranten in Mannschaft und Infrastruktur investieren. Das kostet – nicht nur Geld, sondern auch Nerven! So entwickelte sich Unions Suche nach einem Hauptsponsor zu einem textilen Kleinkrimi. Der bisherige Geschäftspartner „East & West“ aus der Bekleidungsbranche schien aus dem Rennen, weil dessen pekuniäre Förderung – die Rede war von angeblich 250.000 Euro in der Oberliga – nach Meinung der verantwortlichen Unioner mit der Leistungskurve auf dem Rasen nicht Schritt halten konnte.

Die Marketing-Experten des Clubs begaben sich deswegen auf die Suche nach einer Quelle, die mehr Scheine hervorsprudeln sollte. „Berliner Pilsner“ galt als Favorit. Doch die Unioner haben sich offenbar verzockt: Als die Mannschaft gegen Hertha ins Stadion einlief, prangte wieder „East & West“ auf den rot-weiß ge streiften Hemden.

„Je höher der Betrag, desto dünner wird die Luft“, erkannte Zingler. Ein Hintertürchen für das große Geld ließ Zingler offen: Falls ein dicker Fisch anbeißen sollte, würde „East & West“ den Platz räumen. „Wir könnten jederzeit reagieren, wenn während der Saison ein anderer Partner käme“, erklärte der Eisernen-Boss. UWE EBENHÖH