Wettbüros setzen auf Sieg

Die Stimmung in den rund 330 Wettbüros in Berlin ist trotz aller Schließungsdrohungen gut. Probleme mit Polizei und Ordnungsamt habe man schon öfter gehabt, sagt der Geschäftsführer eines Anbieters. Folgen habe das nie gehabt

In Berlin gibt es sie fast überall – und in den Stadtteilen Kreuzberg, Neukölln, Wedding und Schöneberg zieren sie ganze Straßenzüge: die privaten Wettanbieter. Rund 330 Annahmestellen für Hunde-, Pferde-, Fußball-, Box- und Formel-1-Wetten sind laut Senat in den vergangenen Jahren in rascher Folge eröffnet worden. Geht es nach der Senatsverwaltung für Finanzen, sollen sie jetzt dichtmachen (siehe Text oben). Die Betreiber der Wettbüros scheint das nur wenig zu kümmern. Von Endzeitstimmung ist in den Wettbüros jedenfalls nichts zu spüren.

Bei Megabet Sportwetten am Kottbusser Damm in Kreuzberg herrscht am spätem Freitag Nachmittag reger Betrieb. An diesem Wochenende beginnt die neue Bundesligasaison, andernorts in Europa wird schon gespielt. Deswegen sei wieder viel los, erklärt der Geschäftsführer Murat Aygün. Auch er hätte die Aufforderung des Senats erhalten, das Geschäft innerhalb eines Monats freiwillig zu schließen oder Widerspruch einzulegen. Er habe sich für Letzteres Entschieden. Denn Aygün ist sich sicher: „Wir müssen nicht dichtmachen, für uns ist das Routine.“ Schon oft habe es Probleme mit Ordnungsamt und Polizei gegeben. Passiert sei bisher noch nie etwas.

Auch Polat Ergün, der seit knapp zwei Wochen halbtags bei Starbet in der Neuköllner Hermannstraße arbeitet, hat keine Angst um seinen neuen Arbeitsplatz. „Eine Schließung ist doch Blödsinn. Wir machen hier nichts Illegales.“ Per Anwalt hätte man Einspruch gegen die angedrohte Schließung eingereicht. Allerdings beobachte er, dass einige kleine Büros in der Umgebung Probleme mit dem Ordnungsamt hätten. Eines habe sogar schon dichtgemacht.

In Berlin gibt es nicht nur kleine private Wettvermittler, sondern auch richtige Schwergewichte. Ein solches ist die digibet AG, die in Berlin in über 25 Partnerfilialen die ganze Palette an Sportwetten anbietet. Wie bei betandwin basiert das Geschäft auf einer Lizenz aus DDR-Zeiten. „Da findet im Moment ein Kesseltreiben statt“, empört sich der Vorstandsvorsitzende Michael Hopfinger mit Blick auf das Verbot von bwin in Sachsen. Statt um Suchtprävention gehe es den Ländern doch nur um „Posten und Geld“. Auf einmal werde jemand bekriegt, der seit 16 Jahren hohe Steuern bezahle.

Beim Blick in die Zukunft wird ihm nicht bange: „In einem Jahr wird es uns bestimmt noch geben“, ist sich Hopfinger sicher. Bisher habe man noch keinen Untersagungsbescheid erhalten – und außerdem verfüge man neben der DDR-Lizenz auch über eine der Europäischen Union.

JONAS MOOSMÜLLER