UN gegen Verbrechen untätig

KONGO Die jüngsten Vergewaltigungen durch ruandische Hutu-Milizen erfolgten, während Friedensgespräche liefen. Eingreifen war nicht möglich

BERLIN taz | Die Affäre um die Untätigkeit der UN-Blauhelme in der Demokratischen Republik Kongo bei einer Serie brutaler Vergewaltigungen durch ruandische Hutu-Milizionäre ist aufgeklärt. Nach taz-Recherchen waren zu dem Zeitpunkt der Vorfälle Gespräche zwischen Vertretern der UNO im Kongo, der ruandischen Hutu-Miliz FDLR (Demokratische Kräfte zur Befreiung Ruandas) und der kongolesischen Regierung im Gange, um die FDLR zur Herausgabe der Frauen und Kinder in ihren Reihen zu bewegen. Kongos Armee zog sich damals aus wichtigen Gebieten zurück, woraufhin die FDLR ihr altes Militärhauptquartier zurückeroberten und etliche Dörfer besetzten. UN-Blauhelme konnten nicht tätig werden, weil sie nur in Unterstützung der kongolesischen Armee operieren dürfen.

Anfang dieser Woche war bekannt geworden, dass bei einem viertägigen Feldzug der FDLR ab dem 30. Juli um den Ort Luvungi im Ostkongo mindestens 179 Frauen brutal vergewaltigt worden seien. Dies war geschehen, obwohl in dem Gebiet UN-Einheiten patrouillierten. Die UN-Mission im Kongo (Monusco) hatte dazu geschwiegen.

Der Präsident der FDLR sitzt derzeit in Deutschland in Haft. Nach taz-Recherchen ist ihr führender Kopf heute der in Frankreich lebende Exekutivsekretär Callixthe Mbarushimana, dem Mitwirkung am ruandischen Genozid vorgeworfen wird. Er stoppte auch per Telefonanruf die laufenden Gespräche im Kongo. Diese wurden am 7. August abgeblasen. D.J.

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