piwik no script img

Die dritte Gewalt vom rechten Rand

„RECHTER SEKTOR“ Eine einflussreiche nationalistische Sammelbewegung wirft der Opposition Verrat vor

KIEW taz | Ihr Ziel ist die Umwälzung der politischen Verhältnisse im Land. Doch die Beziehungen der Sammlungsbewegung Rechter Sektor zur übrigen Opposition sind angespannt: Die neue Organisation wirft den Anführern des Maidan, wie Klitschko und Jasenjuk, vor, das Vertrauen der Menschen missbraucht zu haben. Noch überschneiden sich die Ziele des Rechten Sektors und der Oppositionsführer – gemeinsam bilden sie ein Tandem. Doch das kann sich schnell ändern.

Vor einigen Woche gab der Rechte Sektor bekannt, dass wahrscheinlich schon in der nächsten Zeit eine Neuformierung der Organisation stattfinden werde. Das ließ sowohl die Regierung als auch die Opposition aufhorchen, da die gesteigerte Radikalisierung negative Folgen für den Staat haben kann. In jedem Fall wird der Rechte Sektor ernst genommen – alleine die Zahl der offiziellen Überläufer in den sozialen Netzwerken geht in die Hunderttausende.

Dies sind die wichtigsten Gruppen des nationalistischen Blocks:

Trisub (Deutsch: „Dreizahn“)

Trisub ist ein Zusammenschluss kleinerer und größerer patriotischer Gruppierungen. Die militärisch orientierte Organisation wurde 1993 auf Initiative der Organisation ukrainischer Nationalisten (OUN) in der Westukraine gegründet. Ihr Anführer, Dmitrij Jarosch, ist auch zum Führer des gesamten Rechten Sektors ernannt worden.

UNA-UNSO

Der Zusammenschluss der Ukrainischen Nationalversammlung (UNA) und der Ukrainischen Nationalen Selbstverteidigung (UNSO) wuchs in den 1990er Jahren zu einer rechten Massenorganisation. 1994 ließ die Regierung die zunehmend radikaleren Aktivisten der Partei in großer Zahl verhaften. Bei der Durchsuchung ihres Büros stellte man fest, dass alleine in Kiew 4.000 Menschen UNA-UNSO beigetreten waren. Ende der 2000er Jahre veränderte sich die Ideologie der Partei hin zum klassischen ukrainischen Nationalismus und wurde etwas gemäßigter.

Belyj Molot („Weißer Hammer“)

Zur jüngsten nationalistischen Organisation der Ukraine zählt der Weiße Hammer. Zu ihren ersten Aktionen zählten Pogrome in illegalen Spielsalons in Kiew und Umgebung im September 2013. Ihr Erkennungsmerkmal ist ein weißer Hammer. Im Volk heißen sie „Robin Hoods“, in Regierungskreisen „al-Quaida“. ANDREJ NESTERKO

Übersetzung: Ljuba Naminova

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen