YouTube bleibt vorerst komplett

NETZMUSIK Die Gema scheitert vor Gericht mit einem Eilantrag, Videos zu sperren. Die Frage, was Künstler auf der Videoplattform verdienen, ist noch nicht geklärt

„Wir wollen keinen massiven Schlag gegen YouTube führen“,

Alexander Wolf, Gema

VON INGO ARZT

Was wie eine Niederlage klingt, ist eigentlich ein Sieg für die Gema: Zwar ist sie gestern damit gescheitert, YouTube zu zwingen, 75 Videoclips auf der Plattform zu sperren. Das wollte die Verwertungsgesellschaft in einem Eilverfahren vor dem Hamburger Landgericht erwirken. Allerdings weist das Gericht darauf hin, dass die Gema prinzipiell verbieten kann, urheberrechtlich geschützte Videos auf YouTube abrufbar zu machen. Die Gema konnte lediglich nicht begründen, warum das Gericht darüber in einem Eilverfahren entscheiden sollte. In einem möglichen Hauptverfahren scheint sie gute Karten zu haben.

YouTube, das zu Google gehört, und Gema verhandeln seit über einem Jahr. Bereits Ende März 2009 lief eine alte Vereinbarung aus. Darin war geregelt, wie viel Geld YouTube an die Gema für das Recht zahlt, urheberrechtlich geschützte Musikvideos in Deutschland zu zeigen.

Seitdem schleppten sich die Verhandlungen über einen neuen Lizenzvertrag hin. Im Mai platzten sie, die Gema schloss sich daraufhin mit sieben Verwertungsgesellschaften zu einer internationalen Allianz zusammen, die 60 Prozent des Weltrepertoires an Musik vertreten. Allerdings hat sich die italienische SIAE bereits mit Google geeinigt.

„Wir wollen keinen massiven Schlag gegen YouTube führen“, sagte bereits im Mai Alexander Wolf, bei der Gema zuständig für internationale Fragen. Man wolle lediglich zeigen, was man könnte, wenn man wollte. Doch selbst wenn die Gema künftig massenweise Videos sperren lassen sollte, sie sitzt in der Zwickmühle. Sie muss möglichst viel Geld für Musiker und Labels rausschlagen, allerdings hat heute kaum eine Band mehr ohne YouTube-Clicks Erfolg. Sperren ist da eine schlechte Option.

Um wie viel Geld verhandelt wird, darüber schweigen sich beide immer noch aus. Allerdings kündigte die Gema im Mai an, bei einer Einigung den Preis für YouTube offenzulegen.

„Die Gema-Forderungen liegen weit über dem, was andere Verwertungsgesellschaften verlangen“, beschwert sich dagegen ein Google-Sprecher. Auch bisher habe man einzelne Videos auf Gema-Wunsch gesperrt, die will aber, dass YouTube ohne konkreten Hinweis auf ein bestimmtes Video alle Clips mit Künstlern sperrt, die das wünschen. Momentan verdiene man zudem wegen des Streits in Deutschland kein Geld mit Musikvideos: Zwar gibt es Werbung auf YouTube, aber nicht bei den umstrittenen Clips. YouTube bietet an, die Gema an den möglichen Werbeeinnahmen zu beteiligen, die wollte nach Google-Angaben allerdings eine Gebühr pro Click. Davon gibt es wohl einfach zu viele auf der Plattform.

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