KÜNSTLER JOEY IM TV
: Erlöserlächeln

Nietzsche soll in Salzburg die Zukunft verkünden

Als Lieferdienst der Kunst, der die Zukunft liebevoll erwartet, hatte Joey sich im „Aspekte“-Interview bezeichnet und dazu sein feines Erlöserlächeln aufgesetzt. Nietzsche solle kommen und in Salzburg die Zukunft verkünden. Und er, Joey, werde den Boden dafür rattenscharf klarmachen, so hatte er gesagt.

Das Gesicht des Interviewers, der immer wieder sein „Hm, hm“ vernehmen ließ, war leider nicht zu sehen gewesen. Aber der Mann vom Ton, der Mikrorigger, hatte kurz die fellbezogene Banane am Stiel ins Bild fallen lassen – ob vor Schreck oder Lachen, auch das war leider nicht zu sehen gewesen.

Nietzsche muss kommen, schon klar. Dem aber schloss Joey die Forderung an, nichts Nostalgisches solle in Salzburg zum Gesetz erhoben werden – und das ausgerechnet in Salzburg. Stattdessen solle die Zukunft uns ansaugen, sagte Joe. Bloß schaute er mit seiner Trainingsjacke, seiner Jesusmatte und der Ray-Ban Wayfarer von Roy Orbison oder Holly Golightly selber so nostalgisch aus wie der Salzburger Dom im Regen, der als Panoramatapete für Joeys Fernsehauftritt diente.

Dieser gipfelte nun darin, dass Joey sein – das Popelige der deutschen Theater- und Opernlandschaft endlich überwindende – Koordinatensystem der Bühnen vorstellte. Erst sollten Salzburg und Bayreuth zusammenwachsen, Las Vegas und Tokio, dann Afghanistan, Alaska, die Tiefsee und die Sphären. Und schließlich alles zu einer einzigen Bühne verschmelzen.

Prima Idee. Joe flog schon mal vor. Zurück blieben Wolfgang Rihm, der sich im Garten der Musikakademie erging und dem Zuschauer die Rabatten erklärte. Und Daniel Richter, der im Harlekin-Sakko mit den Salzburger Edelgreisen Champagner kippte und erklärte, über die Leute hier könne er absolut nichts Schlechtes sagen. Dem Neuen begegneten sie alle ausnahmslos aufgeschlossen. SASCHA JOSUWEIT