Frauen schlecht beraten

NRW-Frauenminister stellt Ersatz für die Ende 2006 schließenden Regionalstellen Frau und Beruf vor: IHK und Arbeitsamt sollen weibliche Karrieren fördern. „Die haben keine Ahnung“, so Beraterinnen

aus DÜSSELDORFANNIKA JOERES

Für die Regionalstellen Frau und Beruf wird es nur einen mageren Ersatz geben. Frauenminister Armin Laschet (CDU) will die Arbeit der zum Jahresende schließenden Beratungsstellen über schon bestehende Projekte auffangen. „NRW steht bei der Erwerbslosenquote von Frauen an der vorletzten Stelle in Deutschland“, so Laschet gestern im Frauenausschuss des Landtages. Das wolle er nicht hinnehmen. Er will mit Chemieunternehmen ein Mentorinnenprogramm starten und weiterhin den Unternehmerinnenbrief finanzieren. Der Brief wird an Gründerinnen verliehen, die sich beim Aufbau ihrer Firma haben beraten lassen. „Wir wollen nicht kürzen, nur anders verteilen“, so der Minister.

Die 46 Regionalstellen Frau und Beruf in NRW werden allerdings mit Beschluss vom 30. Juni zum Jahresende auf Null gekürzt. Sie haben bisher jährlich 80.000 Mädchen und Frauen beraten, die zum Beispiel nach dem passenden Beruf oder einen Wiedereinstieg nach der Babypause gesucht haben. Darüber hinaus haben sie die Arbeitsagenturen bei der Förderung beraten.

Für Laschet ist die Arbeit nicht mehr zeitgemäß. Das Potenzial der „bestqualifiziertesten Frauengeneration aller Zeiten“ müsse zwar genutzt werden. „Aber nicht mit den selben Instrumenten wie vor zwanzig Jahren“, sagt er. Heute sei das Gender Mainstreaming, also die Geschlechtergerechtigkeit, in jeder Branche auf der Tagesordnung. „Das ist eine Querschnittsaufgabe.“ Arbeitsagenturen und Industrie- und Handelskammern könnten zukünftig auch frauenspezifisch beraten, alle Ministerien das Geschlecht mitdenken.

NRW-Wirtschaftsministerin Christa Thoben (CDU) sieht ebenfalls keinen Bedarf für spezielle Beratungsstellen. „Die Fragen von Frauen und Männern für eine Gründung sind doch dieselben.“ Thoben geht davon aus, dass es „in den Regionen“ ausreichend Ideen für Projekte gebe, die dann aus EU-Mitteln finanziert werden könnten.

Die Mitarbeiterinnen der Regionalstellen finden die Ideen von Armin Laschet „lächerlich“. Schon jetzt würden die für Hartz-IV-EmpfängerInnen zuständigen ARGEN und Handelskammern bei ihnen um Rat fragen, wie karrierewilligen Frauen zu helfen ist. „Die haben keine frauenpolitische Kompetenz“, sagt Lydia Klettke, die seit 20 Jahren in Essen berät. Im Gegenteil, die Frauen würden von der Agentur zu ihnen geschickt. Diese Zusammenarbeit sei nun beendet: Ohne die Landesförderung müsse ihr Verein Insolvenz beantragen.

Für Barbara Steffens, frauenpolitische Sprecherin der Grünen, vernichtet das Land „eine fachlich hoch angesehene Instanz.“ Dies könne weder die ARGE noch die IHK auffangen. „Sie reißen ein Haus ab, bevor sie ein neues gebaut haben“, warf Steffens Laschet vor. Dies sei hanebüchen, weil für die Regionalstellen EU-Mittel vorhanden seien. „Das ist eine politisch gewollte Entscheidung, kein Muss.“