Abschied vom Pott

KRIMI Ein toter Fußballer ist Kommissar Lutters letzter Fall: „Rote Erde“ (Sa., 20.15 Uhr, ZDF)

Strukturwandel im Ruhrpott – vielleicht gibt es dafür kein schmerzlicheres Bild als in dieser Abschieds-Episode des Essener Ermittlers Alex Lutter: Während sich der Bulle mit proletarischer Herkunft beim Date mit seiner Pathologin durch eine moderne Tanztheateraufführung in einer zum Kulturzentrum umgebauten Zeche quälen muss, steht sein angestammter Fußballverein „Rote Erde“ kurz davor, nach 18 Jahren endlich wieder den Essener Pokal zu holen. Keine Frage, wo Lutter mit seinen Gedanken ist.

Das mit dem Pokal geht schließlich klar, danach aber liegt ein Spieler von „Rote Erde“ tot in der postindustriellen Landschaft, die Spuren führen Lutter direkt in die Reihen des geliebten Fußballclubs. Nein, die alte Solidarität zwischen den Spielern scheint ebenso passé zu sein wie das Malochertum des Potts; Teile der Mannschaft sind offensichtlich in Wettgeschäfte verwickelt. Trotzdem klebt Lutter zur Musik von Johnny Cash noch mal illegal Plakate an die wenigen noch nicht restaurierten Industrieruinen des Ruhrgebiets, um für ein Benefizspiel zu werben, das die Beerdigungskosten für den ermordeten Kicker reinbringen soll. Ein letzter Akt der Solidarität in diesem finalen und ziemlich guten „Lutter“-Film (Buch: Benjamin Hessler und Florian Öller, Regie: Torsten Wacker), mit dem nach sechs Folgen die seit 2007 laufende „Lutter“-Reihe abgeschlossen wird.

Ab 2011 ist Lutter-Darsteller Joachim Król dann neben Nina Kunzendorf unterwegs als neuer Ermittler beim Frankfurter „Tatort“, dessen letzte Episode mit altem Team ebenfalls dieser Tage läuft (Kritik in der Sonntaz von morgen). Man wolle Król vom Puscheligen wegholen, heißt es aus der HR-Redaktion über dessen neues Ermittlerprofil.

Mit dem Umzug steht für den gebürtigen Ruhrpottler dann schon wieder ein tief schneidender Strukturwandel an: Mit Fassbier, Bratwurst und Country-Blues ist es in der Bankenmetropole auf jeden Fall vorbei.

Christian Buss