LESERINNENBRIEFE
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Brutalstmögliche Verschulung

■ betr.: „Uni-Hemmschwellen sollen fallen“, taz.nord vom 19. 2. 14

Der Vorstoß von Rot-Grün in Niedersachsen greift zu kurz. Denn wenn man möchte, dass mehr Arbeiterkinder ein Studium aufnehmen und auch erfolgreich beenden, dann muss man sich vor allem mit der brutalstmöglichen Verschulung der Bachelor-Studiengänge befassen. Da dieser, im Übrigen deutsche Sonderweg innerhalb Europas insbesondere gegenüber denjenigen die Chancengerechtigkeit aushebelt, die zur Finanzierung ihres Lebensunterhaltes auf einen Nebenjob angewiesen sind. Weswegen anstatt Lotsen nur ehrliche Reformen wie etwa eine Rückkehr zum humboldtschen Bildungsideal weiterhelfen! RASMUS PH. HELT, Hamburg

Was für ein Menschenbild!

■ betr.: „Das ist kein Hokuspokus“, taz.nord vom 25. 1. 14

Die beiden Beiträge über chinesische und indische Medizin waren peinlich. Reine Werbeveranstaltungen für alternative Medizinformen. Kann ja sein, dass die Ärztinnen/Ärzte und auch die Redakteurinnen das alles gut finden, ist auch nicht mein Thema, aber ich dachte Journalismus würde eine Recherche und kritische Auseinandersetzung bedeuten? Zwei Punkte, die besonders nervten: Herr Schink weiß, dass seine Medizin wirkt, weil er in den letzten 30 Jahren 20.000 Patienten erfolgreich behandelt hat. Na, das eint ihn mit mit allen Überzeugungstätern jeglicher Fachrichtung, die sich nicht die Mühe machen, ihre Arbeit zu hinterfragen. Wir nennen das heute „Erfahrungsmedizin“ und wissen zum Glück den Stellenwert einzuordnen. Noch schlimmer ist aber der Satz, der Frau Bandecar zugeschrieben wird. Sie verspricht eine Heilung, „solange die Menschen gesund werden wollen“. Der Umkehrschluss ist: Wer nicht gesund wird, möchte das also auch nicht werden. Ich würde Frau Bandecar und die Redakteurin gerne mal auf eine Palliativstation mitnehmen und darüber einen Vortrag halten lassen. Was für ein Menschenbild! Es geht mir nicht um die Art der Medizin oder deren Wirksamkeit. Solche Sätze und Behauptungen können aber doch nicht so stehen bleiben. MATTHIAS JENTZSCH