Viele Aktionen, viel Kosmetik, wenig Wirkung

Nach den Anschlägen von Madrid und London wurden die Kontrollen auf Bahnhöfen verstärkt – mit wenig Erfolg

DUBLIN/MADRID taz ■ „Business als usual“ – diese Parole hatten der Londoner Bürgermeister Ken Livingstone und Premierminister Tony Blair bereits kurz nach den Anschlägen von 7. Juli vorigen Jahres, bei denen 56 Menschen starben, ausgegeben.

Die Londoner hielten sich daran, aber es blieb ihnen nichts anderes übrig. Wer in London unterwegs sein muss, ist auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen. Die Gelassenheit verflog vorübergehend, als Nachahmungstäter zwei Wochen später versuchten, erneut drei U-Bahnen und einen Bus in die Luft zu sprengen. Die Sicherheitsmaßnahmen, die die Regierung danach verordnete, waren eher kosmetischer Natur: ein paar Betonpfeiler vor den wichtigsten U-Bahnhöfen, um Autobomben zu verhindern, etwas mehr Wachpersonal, Appelle zu mehr Wachsamkeit an die Bürger.

In Madrid patroullierten nach Anschlägen auf die Pendlerzüge vom 11. März 2004 sogar Soldaten durch die Nahverkehrzüge. Auf den Bahnhöfen waren ebenfalls junge Armeeangehörige zu sehen. Längst sind sie wieder zurück in den Kasernen. Heute übernimmt Personal von privaten Wachdiensten ihre Arbeit, die Züge zu überwachen. Doch was die Passagiere mit sich rumschleppen, danach fragen sie so wenig wie zuvor die Soldaten. Auch die Abfalleimer, die in anderen Hauptstädten längst abmontiert wurden, hängen weiterhin in Bus, Bahn und Metro.

Die Flughäfen Spaniens sind von jeher ein Schlupfloch für alles, was eigentlich nicht ins Land oder hinaussoll. Personalmangel und niedrige Löhne bei der Polizei haben einen immensen Schlendrian zur Folge. Erst seitdem die USA zwei Maschinen nach Madrid zurückschickten, weil die Passagiere nur oberflächlich kontrolliert worden waren, nehmen die Behörden ihre Pflicht etwas genauer, allerdings nur bei US-Flügen.RASO, RW