SEX IM DINO
: Plänterwald korrekt

Afterhour-Druffis vorm Riesenrad

Rot-weißes Flatterband, Bauzäune und Security-Westen – als Deko hatten sich die Veranstalter des Luna-Land-Festivals im Plänterwald am vergangenen Wochenende etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Die Rückeroberung des seit 2001 brachliegenden Spreepark-Geländes verlief überhaupt etwas holperig: Das Wetter wollte nicht so richtig, die Visuals waren bestenfalls lieblos, und richtig voll war es auch nicht.

Voll genug allerdings, dass vom erhofften Charme der Entdeckungsreise in einen verwunschenen Märchenwald voller Schwanenboote und rostender Karussells nur wenig übrig blieb – erst recht, weil zwei Drittel des Parks abgesperrt waren. Womit wir wieder bei den Securitys wären. Angeblich sollen schon kleinste Grasmengen zu Polizeikontakt geführt haben. Berlin fühlt sich irgendwie anders an.

Als ich am Sonntagnachmittag eintreffe, ist die Stimmung entspannter. Vielleicht wurden alle Straftäter ja schon abgeführt, jedenfalls bleiben die Wachleute dezent im Hintergrund und machen stattdessen Fotos von Afterhour-Druffis vorm Riesenrad, nur ab und zu römert irgendein Verrückter in einem Golfwägelchen über das Gelände.

Nur kurz vor Ende, es ist schon fast dunkel, gibt es doch noch einen Sondereinsatz: im Dino-Chill-out, wo Liegestühle zwischen freundlich blickenden, umgekippten Dinosaurierhohlplastikpuppen stehen. Mit einer Stabtaschenlampe wird dem Brontosaurus ins Maul geleuchtet, es gibt ein Geruckel und Gebrabbel, und irgendwann schält sich ein Mann aus dem Fuß des Tieres. Ob er allein oder in Begleitung ist, ist im allgemeinen Wirrwarr nicht zu erkennen – letztlich aber auch egal. Denn diesen Gedanken kriege ich den Rest des Tages eh nicht mehr aus dem Kopf: Sex im Bauch eines Dinosauriers – dagegen ist eine Flugzeugtoilette doch Kindergarten.

MICHAEL BRAKE