Armin Wenzel, Militärseelsorger
: Kritisch begleiten

Die Aufgabe eines Pfarrers ist es, immer ein offenes Ohr für seine Schäfchen zu haben – selbst dann, wenn die keinem normalen Beruf nachgehen, sondern an der Waffe ausgebildet werden. So könnte man die Tätigkeit der Militärseelsorger der evangelischen Kirche beschreiben. Seit Montag haben sie im Norden einen neuen, erstmals gemeinsamen Leiter: Armin Wenzel.

„Ich finde es spannend, auf der Grenze zwischen Kirche und Staat zu arbeiten“, erklärt der 49-Jährige seine Motivation, den Posten anzunehmen. Und es klingt nicht sehr militärisch, wenn er hinzufügt: „Es ist wichtig, dass die Kirche kritisch wahrnimmt, was die Bundeswehr tut.“

Der Kontakt zu den Schäfchen in Uniform kam denn auch eher zufällig zustande. 1985 wurde er als Seelsorger am Standort Munster eingesetzt. Er habe zugesagt, „weil sich keine Alternative bot“, so Wenzel. „Ich habe dann aber gespürt, dass die Soldaten die kritische Begleitung des Pfarrers benötigen.“ Denn: „Sie müssen unter der Prämisse des fünften Gebots arbeiten – du sollst nicht töten“, beschreibt er das Dilemma. Dennoch müssten sie, um andere zu schützen, eben manchmal genau dies tun.

Dieser Konflikt scheint ihn fasziniert zu haben: Acht Jahre lang blieb er in Munster, um darauf an die Offiziersschule des Heeres in Hannover zu wechseln. Insgesamt 14 Jahre verbrachte Wenzel an der Schnittstelle zwischen Soldatenalltag und Ethik, kollektivem Gehorsam und individuellem Seelenheil.

Nach einem längeren Intermezzo als Gemeindepfarrer ist er nun dorthin zurückgekehrt – als Aufsichtsperson der 27 Militärpfarrer im Norden. Zwei von ihnen sind derzeit mit der Bundeswehr im Kosovo und in Afghanistan stationiert, ein weiterer wird im September in den Kongo reisen. Wenzel wird auch sie betreuen und gelegentlich besuchen.

Durch die wachsende Zahl der Auslandseinsätze sei die Akzeptanz der Militärseelsorge gestärkt worden, meint er. Aber: „Die Pfarrer leben dort mit den Soldaten sehr eng zusammen und sind dadurch selber auch mit vielen Problemen beladen.“ Ihnen wird er nun verstärkt sein Ohr leihen. RAT