Neue Regeln kosten 100 Milliarden Euro

KRISE Deutsche Banken wollen mindestens zehn Jahre Zeit, um strengere Eigenkapitalvorschriften nach Basel III umzusetzen

FRANKFURT/MAIN rtr/dpa/taz | Die zehn größten deutschen Banken brauchen nach Angaben des Branchenverbandes BdB durch die verschärfte Regulierung mehr als 100 Milliarden Euro zusätzliches Kapital. Der Baseler Ausschuss werde nach den Erwartungen der Institute in dieser Woche eine Kernkapitalquote (Tier-1) von mindestens 6 Prozent beschließen, inklusive eines Kapitalerhaltungs- und eines antizyklischen Puffers seien 10 Prozent zu erwarten, sagte der beim Bundesverband Deutscher Banken (BdB) für Regulierungsfragen zuständige Dirk Jäger am Montag in Frankfurt. Daraus hätten die deutschen Banken einen Kapitalbedarf von 105 Milliarden Euro errechnet.

Die neuen Eigenkapitalregeln sind eine Konsequenz der Wirtschafts- und Finanzkrise, bei der vor allem die Banken in Schwierigkeiten kamen, die mit geringen Eigenkapital und vielen Krediten Finanzgeschäfte mit hohem Volumen tätigten. Ein dickeres Finanzpolster soll die Banken bei künftigen Krisen stabiler machen und die Spekulation mit fremden Geld eindämmen. Gleichzeitig wird dadurch aber auch die Vergabe von Krediten an strengere Auflagen gebunden.

Zudem könnten die „Basel III“ genannten schärferen Eigenkapitalanforderungen sich negativ auf das Kreditangebot für deutsche Mittelständler auswirken, befürchtet zumindest Commerzbank-Vorstand Markus Beumer. „In Deutschland gibt es eine Sondersituation, weil wir bei der Finanzierung einen höheren Anteil beim langfristigen Kreditgeschäft haben“, sagte Beumer. „Die unter Basel III geplanten Liquiditätsregeln könnten aber dazu führen, dass vor allem kurzfristige Kredite ausgegeben werden. Davon wäre insbesondere der Mittelstand betroffen.“

Am diesem Dienstag will der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht die neuen Kapitalregeln weiter vorantreiben, die Staats- und Regierungschefs entscheiden über die strengeren Regeln im November. Neben höheren Kapitalquoten werden dort auch strengere Liquiditätsvorschriften und Verschuldungsregeln diskutiert.

Der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des Bankenverbands, Hans-Joachim Massenberg, forderte eine internationale Abstimmung und lange Übergangszeiten, um den zusätzlichen Kapitalbedarf zu stemmen. „Wir halten 10 bis 12 Jahre für sinnvoll.“ Deutschland werde bei dem Treffen am Dienstag aber kein Veto einlegen.