Der Kolonialherr kann nicht mehr

OLYMPIA 2018 Nach dem Rücktritt von Willy Bogner als Bewerbungschef werden Münchens Olympia-Träume nun bayerische Chefsache

Willy Bogner, das waren: 144 Arbeitstage, 160 Einzelgespräche, 133 Interviews, 176.000 Kilometer

MÜNCHEN taz | Vor einer Woche hat Willy Bogner noch einmal den Macher gegeben, der sich aufarbeitet für Olympia. In einem Interview mit Bild zählte er stolz seine Leistungen auf: 144 Arbeitstage, 160 Einzelgespräche mit IOC-Mitgliedern, 133 Interviews, 176.000 Reisekilometer. An einen Rücktritt habe er nie gedacht, sagte Bogner trotzig.

Am Montag hat Willy Bogner sein Amt als Chef der Bewerbungsgesellschaft für die olympischen Winterspiele 2018 in München trotzdem aufgegeben. Bernhard Schwank wird sein Nachfolger. Bogner wechselt in den Aufsichtsrat – aus gesundheitlichen Gründen. Er leidet an einer Divertikulitis, einer schweren Dickdarmentzündung. Seine Ärzte empfahlen ihm, kürzer zu treten. Bogner habe „die Bewerbung nachhaltig inspiriert“, lobten die Gesellschafter in einer kurzen Mitteilung. Die katastrophale Münchner Olympia-Bewerbung ist wieder einmal um einen Rückschlag reicher.

Im vergangenen November engagierte sie den Skifilmregisseur, Modeunternehmer und Exskirennfahrer als neuen Chef. Für ein symbolisches Gehalt von einem Euro sollte Bogner mit seinem Renommee Sponsoren, Funktionäre und Kritiker überzeugen. Bei Bogners Amtsantritt regte sich in den Austragungsorten Oberammergau und Garmisch-Partenkirchen erst leichter Widerstand. Zehn Monate später ist eine mächtige Protestbewegung daraus geworden.

Schuld daran hat auch Bogner. Statt mit den Bürgern zu verhandeln trat er auf wie ein Kolonialherr. Die Bauern in Garmisch sollten ihre „hochsubventionierten Flächen“ der Allgemeinheit zur Verfügung stellen, keilte er. Als nach Bürgerprotesten Oberammergau aus dem Olympia-Konzept gestrichen wurde, erklärte Bogner beleidigt, die Bewerbung werde sich ohne Oberammergau nur verbessern.

Im Juli forderte Bogner in einem Brief Steuergelder für die Bewerbungsgesellschaft. Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) machte die Rettung der Olympia-Pläne daraufhin zur Chefsache. Vor wenigen Tagen schickte Seehofer seinen Staatskanzleichef Siegfried Schneider nach Washington ins Pentagon um mit der US-Armee über die Nutzungsrechte für einen Golfplatz der US-Streitkräfte in Burgrain zu verhandeln.

Willy Bogners letzte große Amtshandlung: Er hat vergangene Woche einen Vertrag mit einer Sportmarketingagentur unterzeichnet. Sie soll das schaffen, woran Bogner gescheitert ist: die Bevölkerung für Olympia 2018 begeistern. BERNHARD HÜBNER