PARAMOUNT TRENNT SICH VON TOM CRUISE – ALLÜREN SIND NUR VORWAND
: An Scientology lag es nicht

Bei Oprah Winfrey blamierte er sich mit einem albernen Talkshowauftritt. Mit Brooke Shields lieferte er sich ein verbissenes Scharmützel über Sinn und Unsinn von Psychopharmaka. Und die Lehren von Scientology propagiert er neuerdings mit ungekannter Vehemenz. Keine Frage: Tom Cruise wirkt bei seiner Öffentlichkeitsarbeit oft schlecht beraten, seit er sich 2004 von seiner langjährigen PR-Agentin trennte. Sumner Redstone, Chef des Viacom-Konzerns mit seinem Hollywoodfilmstudio Paramount, hat Cruise jetzt schlechtes Betragen attestiert und damit das Ende der Zusammenarbeit mit der Produktionsfirma des Schauspielers begründet. Doch mit seinen Allüren hat ihm Cruise allenfalls ein Alibi geliefert.

Schwerer dürfte ins Gewicht fallen, dass der ewige Sunnyboy an den Kinokassen immer öfter für milde Enttäuschungen sorgt, die er selbst dank günstiger Umsatzbeteiligungen kaum, sein Studio aber umso mehr zu spüren bekommt. Zwar spielte „Mission: Impossible 3“, das letzte Cruise-Vehikel, weltweit rund 400 Millionen Dollar ein. Bei einem Budget von 150 Millionen, dem zusätzlichen Aufwand für Marketing und Technik sowie dem Anteil der Kinos bleibt für Paramount davon jedoch kaum etwas übrig.

Die Hollywoodstudios haben längst erkannt, dass sie sich teure Stars angesichts eines schrumpfenden, weil sich immer mehr diversifizierenden Marktes und steigender Produktionskosten kaum noch leisten können. Es bleibt schlichtweg zu wenig in der Kasse. Da kann selbst die kolportierte Pauschale an Cruise’ Firma, Jahr für Jahr zehn Millionen Dollar, den Unterschied machen. Kein Wunder also, dass das Studio den Vertrag nur zu anderen Konditionen erneuert hätte. Dieses Angebot hat Cruise abgelehnt; er will seine Projekte fortan von Equity-Fonds finanzieren lassen. Seine Rolle als praktizierender Scientology-Thetan dürfte bei all dem kaum ins Gewicht gefallen sein. Eher schon die Tatsache, dass er inzwischen kein Kino-Titan mehr ist. FRANK SCHNELLE

Der Autor leitet bei Sat.1 die Abteilung Lizenzprogramme. Er schrieb u. a. „Tom Cruise – Seine Filme, sein Leben“ (1998).