Kölner Klüngel im Theater

Der Kabarettist Heinrich Pachl steht bei seinem Theaterstück „Köln ist Kasse“ nicht auf der Bühne. Er hat dafür lieber drei Schauspieler engagiert: Die könnten Absurdität besser zeigen als ein Kabarettist

VON JÜRGEN SCHÖN

So oder so in der Domstadt. Aber auch an anderen Orten:

Bätes: Die Kölner Presse wird den Skandal aufdecken...Jupp: Das wäre neu.

Bätes: Der Stadtanzeiger hat auch den Müllskandal und den Spendenskandal aufgedeckt... Jupp: Das wäre das allerneuste.Bätes: Dafür hat er sogar einen sehr wichtigen Preis bekommen, den Wächterpreis der Presse... Jupp: Ja und...Bätes: Weil er diese Skandale aufgedeckt hat.Jupp: Also hat das doch wunderbar geklappt.Bätes: Dass der Stadtanzeiger aufgedeckt hat?Jupp: Nein, aber dass er so tun kann. Köln hat wieder eine Legende – Sankt Stadtanzeiger.Mölfes: Und das ist eine reife Leistung – nichts aufdecken, und dafür einen Preis bekommen und wer das Gegenteil behauptet – Prozess am Hals! Köln ist Kasse!

Morgen Abend hat „Köln ist Kasse“ im Kölner Theater im Bauturm Premiere. Kabarettist Heinrich Pachl hat es geschrieben und schickt drei klassische Protagonisten auf die Bühne: Den unbedarft-gewieften Lokalpolitiker, der das erste Opfer bei der Aufdeckung des Skandals ist, den Spitzentechnokraten, der in der städtischen Verwaltung die Weichen stellt, und den Investor, der in der Stadt „seinen Weizen blühen sieht“.

In einer Mischung aus Stammtischparolen, Klamotte und selbsttherapeutischen Sprüchen rechtfertigen sie ihr Tun. Das alles wird so lange hin und her geknetet, bis am Ende wieder einfache Erkenntnisse stehen. Etwa: „Je größer der Beschiss, um so weniger Schaden für die Stadt“. Oder: „Gesagt ist gesagt“ – gemeint sind die Versprechungen von Politikern an Investoren ohne demokratische Diskussion oder gar Zustimmung durch den Rat. Letztere wird dann nachträglich mit der Drohung von Regress erzwungen. Auch Urteilsschelte baut Pachl ein. „Kölns Richter schwingen einen besonderen Hammer“, kritisiert er satirisch überspitzt etwa die Entscheidung zugunsten des lokalen DuMont-Zeitungsverlags, wonach „dessen Kauf vormals jüdischen Grundeigentums im Dritten Reich nicht ,Arisierung‘ genannt werden darf, weil dies ein Nazi-Begriff sei.“

Pachl selber steht diesmal nicht auf der Bühne, sondern inszeniert. Er lässt Georg B. Lenzen, Axel Gottschick (Theater an der Ruhr) und Klaus Wildermuth (spielte in Aachen und Essen) agieren. „Sie können die Komik und Absurdität dieser Rechtfertigungsversuche besser bringen als ein Kabarettist“, lobt er das Trio. Eine Moral habe das Stück nicht, aber einen „hohen Erkenntnisgewinn“. Denn Beispiele, wie Investoren Staatsknete abgreifen, hat Köln genug zu bieten. Juristisch noch nicht abgeschlossen ist der Fall der übergroßen Kölner Müllverbrennungsanlage, verbunden mit Dankeschön-Spenden an die Politik. Aktuell ist der Millionenauftrag für neue Messehallen ohne öffentliche Ausschreibung. Der Oppenheim-Esch-Fond erhielt den Zuschlag. Ob dies rechtens war, untersucht nun die Staatsanwaltschaft. Der Fond baute schon einiges, was er der Stadt teuer vermietete. Sollte die Messe die Miete einmal nicht zahlen können, springt eben der Bürger ein.

1980 hat der Kölner Kabarettist Heinrich Pachl – damals noch mit Richard Rogler – in seinem Stück „Die Absa(h)nierung“ bereits nachgewiesen, dass man nach dem Motto ganze Stadtviertel umkrempeln kann. Jetzt widmet er sich erneut den Verwicklungen von Politik, Verwaltung und Wirtschaft. Auch wenn der Kölner Klüngel im Mittelpunkt steht, ist der Autor überzeugt: „So läuft es überall in Deutschland ab.“

Sa, 26. 08., 20:00 Uhr (Premiere)Infos: 0221-524242