MANFRED KRIENER ÜBER DIE GEPLANTE EU-FISCHEREIREFORM
: Das böse Wort mit V

Die griechische Fischereikommissarin Maria Damanaki will mit der Fischereireform tatsächlich Ernst machen. Schon Vorgänger Joe Borg hatte die viel zu große Flotte, die unzureichenden Kontrollen, den Kuhhandel mit den Fangquoten und den technischen Overkill hochgerüsteter Trawler kritisiert. Damanaki, Borg und die Umweltverbände haben recht: So darf es nicht weitergehen. Was sie aber nicht sagen: Unser Fischkonsum ist zu hoch!

Das böse V-Wort „Verzicht“ nimmt niemand gern in den Mund. Auch deshalb nicht, weil Klima- und Tierschützer ja schon den Fleischverbrauch vehement attackieren. Was sollen wir überhaupt noch essen!, ruft der gequälte Verbraucher und nagt lustlos am gebutterten Maiskolben. Aber 17 Kilo Fisch für jeden Erdbewohner – das geben die Ozeane einfach nicht her. Die Empfehlung der Ernährungspäpste – zweimal die Woche Seefisch – ist nicht mit nachhaltiger Fischerei vereinbar. Wenn die Nachfrage auf diesem Niveau bleibt oder noch zunimmt, wird der riesige Schwarzmarkt mit illegalen Fängen und ignorierten Fangquoten weiter florieren. Auch Aquakultur ist kein Ausweg, solange dort Raubfische mit Fischpellets aus Wildfang gemästet werden, die zwei bis drei Kilo Fisch fressen, um ein Kilo Käfigfilet zu liefern. Aquakulturen müssten sich stärker auf pflanzenfressende Fische und Allesfresser konzentrieren. Aber wer isst noch Karpfen? Eben!

So wird Europa weiter 60 Prozent seiner Fische importieren, und das Aufpäppeln abgefischter Bestände wird – unter hohem Druck der Piratenfischer – zur Daueraufgabe für Jahrzehnte. Klar: Eigentlich könnte sehr viel mehr gefischt werden. Hätte der Bauer nicht die Kühe geschlachtet, könnte er auch mehr Milch verkaufen.

■ Der Autor ist Chefredakteur des Umweltmagazins zeo2

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