Smarte, freundliche Jungs von nebenan

Die in Sachen Kofferbomben Festgenommenen enttäuschen das Publikum: Sie sehen so gar nicht terroristisch aus

Man sah ihn ja nur so schemenhaft, das Gesicht war auf den Nachrichtenfilmchen so verzerrt, dass man ihn, eine rechtsstaatliche Geste des Schutzes der Verdächtigen, nur unvollständig angucken konnte. Aber den zweiten Mann, des Kofferbombenterrors verdächtig, der sich im Libanon selbst den Behörden stellte, den sehen wir ganz. Und beide sind enttäuschend für unser Bild von islamistischer Gefahr. Ja, irritierend gewöhnlich. Der Erste, der in Kiel nicht mal ein Bierchen mit deutschen Kommilitonen trinken gehen wollte, trägt lange dunkle Haare, zum Pferdeschwanz am Hinterkopf gebändigt; dazu Schlabbershirts, eine Art Jeans, figürlich von modischer Schlaksigkeit, die einen Marlon Brando hätte neidisch werden lassen.

Der nun in Libanon auf die Auslieferung nach Deutschland bangende Verdächtige weckt den Impuls: Mann, den hätte ich im Sommer angeheuert, um meine Balkonkästen zu gießen, die Post aus dem Kasten zu holen, samt Schlüsselübergabe.

Soll heißen: Das Publikum, geeicht, in puncto Islamismus Kopftuchfrauen zu sehen, Männer in Wallawallagewändern und kruscheliger Vollbartstruktur, beseelten Blicks obendrein, ist enttäuscht. Man hat Vor- oder gewogene Urteile, aber die will man bitte auch bedient wissen. Aber die beiden Attentäter sehen wie gewöhnliche Hiphopper aus, die etwas in die allzu erwachsenen Jahre gekommen sind, überpflegte Männer, die outfittechnisch leicht ins Zuhälterische tendieren – Jungs jedenfalls, die jede Weltmusikparty zieren, etwa im Sinne von: Hey, echte Welt zu Gast, nicht nur wir im Berlin-Mitte-Mustopf.

Und meint: Einen Generalverdacht zu haben, ist ohnehin voraufklärerischer Mist. Auf die inneren Werte kommt es an, nie auf die Oberfläche. JAF