piwik no script img

Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt

Für den täglichen Bedarf an Improvisation, an Experimentellem und überhaupt an musikalischer Weirdness sei noch einmal einerseits an das Labora-Festival für „zeitgenössische Orgelmusik im Dialog“ erinnert, bei dem sich die Orgel jeweils mit einem anderen Instrument zu einem musikalischen Austausch trifft (ww.labora-2010.de). Und andererseits natürlich an die Echtzeitmusiktage (www.echtzeitmusik.de), wo man die Geräuschmusik mit so vielen Konzerten noch bis Ende September vermisst, dass man einfach mal vorbeischauen muss bei dieser Reihe und nicht immer andere Ausgehaufgaben vorschützen kann, weil man doch unbedingt zuerst noch zu … nun ja, vielleicht doch zuerst noch mal am Sonntag zu Women, einer Band aus Kanada, bei der keine Frau mitspielt und die mit ihrem eigenartig hingeschrabbelten Indierock und dem schütteren Gesang so klingt, als hätte man die alten Kinks-Singles aus dem Nebenzimmer mit einem Diktiergerät mitgeschnitten. Seltsam. Und dazu gibt es bei dem Konzert im Bang Bang Club mit Idiot Glee aus den Weiten der Vereinigten Staaten von Amerika ein von einem Mormonen betriebenes Projekt mit einem ganz seltsam wiederbelebten und psychedelisch verlangsamten Highschool-Pop, wie ihn zum Beispiel ein Gene Pitney gesungen hat. Sehr eigen, das. Und halt nicht so hitparadenfest wie die wieder aus Kanada kommenden Wintersleep mit ihrem stimmungsmäßig aufgeschüttelten Countryrock und -Pop, damit das Melancholische und Euphorische auch hübsch zur Geltung kommt. Hier handelt es sich um eine dieser Clubbands mit dem eingebauten Stadionrockauslauf. Sie spielt am Donnerstag im Lido. Gleichfalls am Donnerstag tritt Damien Jurado im Nbi an, der aus Seattle kommt und auch mal bei Sub Pop unter Vertrag stand und sich mit seiner Musik im Stadion eher verlieren würde. Folkrock darf man zu der sagen und trifft dann doch die Befähigung Jurados nicht ganz, dazu ein minimalistisches Popdramengefühl zu geben, das sich gar nicht aufdrängt oder großes Gewese in den Liedern machen will. Schön. Und – weiter am Donnerstag – noch etwas, das man vielleicht nicht kennt: die Popmusik aus dem Iran aus den Sechzigern und Siebzigern, als man zum Iran noch Persien sagte und man in den deutschen Illustrierten über das weitere Befinden einer Soraya informierrt wurde. Im Monarch präsentiert DJ Mahssa Taghinia mit einer Disco Iran den persischen Pop, den Funk und die Psychedelia.

■ Women, Idiot Glee: Bang Bang Club, So., 21 Uhr. 10 €

■ Wintersleep: Lido, Do., 21 Uhr. VVK: 14 €

■ Damien Jurado: Nbi, Do., 22 Uhr. 9 €

■ Disco Iran: Monarch, Do., 21 Uhr

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen