UN-Truppe nimmt Form an

Frankreich will nun doch zweitausend Soldaten für den Libanon stellen. Italien soll das Kommando später übernehmen

VON RUDOLF BALMER

Die internationale Friedenstruppe für den Libanion (Unifil) nimmt langsam Gestalt an.Nach einem Vorschlag von UN-Generalsekretär Kofi Annan soll sie erst von Frankreich und dann von Italien geführt werden. Italien solle im Februar 2007 das Kommando übernehmen, hieß es aus EU-Kreisen am Freitag nach Beratungen mit den EU-Außenministern in Brüssel. Derzeit führen die Franzosen die Truppe unter dem General Alain Pellegrini. Dieser soll nach dem Vorschlag von Annan im Amt bleiben, bis Italien im nächsten Jahr das Kommando übernimmt.

Zuvor hatte Frankreichs Staatspräsident Jacques Chriac die Position der Regierung in Paris revidiert und angekündigt, dass Frankreich nun doch bis zu 2.000 Blauhelmsoldaten stellen wolle. Bei der gemeinsamen Pressekonferenz mit Bundeskanzlerin Angela Merkel gestern Mittag in Paris stellte Chirac aber entschieden in Abrede, dass es irgendeine „Kurskorrektur“ gegeben habe. Ganz freiwillig und spontan ist das französische Engagement im Libanon nicht. Der Druck auf die französische Führung war in den letzten Tagen immer größer geworden. Die Ankündigung aus Paris, dass vorerst nur gerade 200 zusätzliche Blauhelme zur Verstärkung der UNO-Truppen im Libanon (Unifil) zur Verfügung gestellt würden, hatte für die Friedensbemühungen der UNO wie eine kalte Dusche gewirkt.

Zu den Beratungen der EU-Außenminister war auch UN-Generalsekretär Kofi Annan angereist, der die großen Erwartungen der Vereinten Nationen an Europa deutlich machte. „Ich komme mit der Hoffnung, Brüssel mit einer großen Zahl Soldaten verlassen zu können“, erklärte Annan. Italien hatte sich schon zuvor bereit erklärt, 3.000 Mann zu stellen. Die EU-Staaten wollen sich insgesamt mit 6000 bis 6500 Soldaten beteiligen. Das sagte Frankreichs Außenminister Philippe Douste-Blazy nach der Sondersitzung der EU- Außenminister. Die Europäer sollten „das Rückgrat“ der UN-Truppe sein.

Präsident Chirac hatte auf der Pressekonferenz einiges Erstaunenerregt, indem er eine Aufstockung der Unifil auf 15.000 Mann als „übertrieben“ bezeichnete. In der maßgeblich von Paris entworfenen Resolution 1701 heißt es, die Mission solle „bis auf 15.000 Soldaten“ erweitert werden. „Ich weiß gar nicht, wer diese Zahl genannt hat“, sagte Chirac. Bei der gleichzeitigen Stationierung von 15.000 libanesischen Soldaten im Süden des Landes liefen die Blauhelme Gefahr, sich „auf den Füßen zu stehen“.

Der Libanon, aber auch Deutschland und Frankreich dringen jetzt darauf, dass Israel seine Land- und Seeblockade gegen den Libanon aufhebt. Nach einer vorübergehenden Entspannung leidet das Land inzwischen wieder unter Versorgungsengpässen. mit AFP/AP