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IM BETT MIT THILO SARRAZIN UND WARUM JUNGS MERKEL AUF IHRE MUSCHI REDUZIERENDie Traumanalyse

JACINTA NANDI

Als ich vor ein paar Jahren anfing, meine Geschichten auf Lesebühnen vorzulesen, gab es einen Trend. Die Jungs schrieben Texte darüber, wie sie mit Angela Merkel ficken. Ich weiß nicht, warum, war so eine Phase bei denen, jetzt ist sie wieder vorbei. Ich glaube, sie dachten, Merkel wäre so unfickbar, dass die Vorstellung, mit ihr Sex zu haben, die absurdeste Idee wäre. Aber natürlich ging es nur darum, eine Frau mit Macht auf ihre Muschi zu reduzieren. Man muss kein Psychoanalytiker sein, um das festzustellen.

Aus Rache schrieb ich eine Geschichte, in der ich Praktikantin bei der Links-Partei bin und Gregor Gysi mir sagt, dass wir uns ein Hotelzimmer teilen müssen – um Kosten zu sparen. Damals hatte ich noch nichts von Brüderle gehört. Wer weiß, wie schmutzig meine Geschichte geworden wäre, wenn ich damals vom Dirndl-Fetisch gewusst hätte.

In der Tat finde ich Gysi ziemlich attraktiv. Ich finde auch Merkel nicht so hässlich. Man spricht über sie, als wäre sie so hässlich, wie eine Mischung aus einer Seekuh, einer toten Krake und Jabba der Hutte. Eigentlich ist sie eine ganz normal aussehende, ziemlich attraktive fünfzigjährige Frau. Außerdem wüsste ich nicht, warum man mit Politikern unbedingt schlafen wollen würde? Normalerweise werfen mir die Deutschen immer vor, sexistisch und oberflächlich zu sein – nur bei Merkel sind die Rollen umgekehrt.

Es gibt nur einen deutschen Politiker, von dem ich feucht geträumt habe. Berlins ehemaliger Finanzsenator Thilo Sarrazin. Es wird aber nichts zwischen uns. Er muss mich wohl hassen. Er hasst Ausländer und Tugend, und ich bin die gute Ausländerin. Ich vereinige alles in mir, was er in Menschen nicht ausstehen kann.

In meinem Traum sind die Nazis zurück an die Macht gekommen. Thilo Sarrazin und Günter Grass kamen vorbei, um mich abzuholen und in Sicherheit zu bringen. Günter Grass dachte, ich könnte mich einfach in seiner Wohnung verstecken und nie rausgehen. Thilo Sarrazin war sauer. „Was ist los mit dir?“, schrie er Günter Grass an. „Wir müssen sie doch in so einem Anne-Frank-Versteck verstecken!“ Dann brachte er mich zu seiner Wohnung. Hinten gab es so eine Anne-Frank-Abteilung. „Hier kannst du dich vor den Nazis verstecken“, sagte er. „Es tut mir leid, dass Günter Grass so doof gewesen ist.“ – „Es gibt keinen Fernseher“, sagte ich. – „Kein Problem“, sagte Thilo Sarrazin. „Wenn du Langeweile hast, ruf mich an, und dann komme ich, um dich zu ficken.“ Dann hatten wir Sex – der Sex war sehr schön – und nachher fuhr er weg. Und dann wachte ich auf.

DIE FÜNFTAGEVORSCHAU | KOLUMNE@TAZ.DE

Mittwoch Matthias Lohre Konservativ

Donnerstag Margarete Stokowski Luft und Liebe

Freitag Jürn Kruse Fernsehen

Montag Maik Söhler Darum

Dienstag Deniz Yücel Besser

Wenn ich wach bin, träume ich auch manchmal von Sarrazin. Nicht dass er stirbt oder so was, obwohl die Ausländer in Deutschland, die traurig sein werden, über die Nachrichten, dass er gestorben ist, dringend eine Psychotherapie brauchen. Aber ich träume nur, dass er ehrlich wird. Er soll nur ehrlich werden. Er soll einen ehrlichen Satz schreiben. Über sich selbst, über Deutschland. Er muss sie eigentlich kennen, die Wahrheit: Er muss sich nicht vor der Tugend fürchten. Wer sich so vor Tugend fürchtet, ist entweder sehr doof – oder ein bisschen böse.

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