Harmloses Psychogeplänkel

THRILLER Das ZDF schickt Jessica Schwarz in die Psychiatrie und nennt das dann den Fernsehfilm der Woche (Montag, 20.15 Uhr, „Lautlose Morde“)

VON JAN SCHEPER

Da kommt wirklich einiges zusammen: Erst muss der Frankfurter Banker Andreas Mersfeld (Fritz Karl) den Tod des einzigen Sohns wegstecken. Dann landet die dadurch traumatisierte Gattin in der Psychiatrie und begeht Selbstmord. Und zu allem Überfluss hatte Mersfeld noch einen lukrativen Geschäftsabschluss eingefädelt.

Doch der Tod seiner Frau setzt beim toughen Finanzprofi, den Fritz Karl als eine Art Managerabziehbild verkörpert, detektivische Energien frei. Als ihm Sarah (Jessica Schwarz), die geflohene Zimmergenossin seiner Frau, von Widersprüchen im Klinikalltag berichtet, beginnt Mersfeld zu recherchieren. Und findet heraus, dass es seiner Frau eigentlich besser ging, dass ihr Selbstmordrisiko minimal schien – und dass die grünen Tabletten, die sie seit einiger Zeit schlucken musste, jede Menge Fragen aufwerfen.

Angestachelt von Sarah bohrt Mersfeld beim Hersteller des Präparats, dem Pharmakonzern Votec, nach. Der ist pikanterweise Hauptgegenstand des millionenschweren Übernahmedeals mit einem Chemieriesen, den Mersfeld selbst zum Abschluss gebracht hat. Das Medikament soll nach der Fusion den Aktienkurs des Unternehmens in die Höhe treiben. Doch es gibt über das Präparat alarmierende „unveröffentlichte Studienergebnisse“.

Der ZDF-Fernsehfilm der Woche soll das sein. Das Ergebnis ist eher dürftig: Der Wunsch, aus banalen Dialogen nach dem Motto „Ich spreche zu Ihnen nicht als Arzt, sondern als Ehemann“ und zahlreichen verschrobenen Handlungssträngen einen akzeptablen Thriller zu zimmern, misslingt. Und das, obwohl der Film durchaus einige packende Momente hat und die Leistung von Jessica Schwarz als zickige, kurzatmige Grazie Sarah sehenswert ist. Die 33-Jährige scheint nach den Psychodramen „Romy“ und „Die Tür“ dieses Genre für sich entdeckt zu haben.

Doch die etwas naive Themenwahl im ZDF versaut einiges: Dauerbrenner Gesundheitsmafia plus Dauerbrenner Bankenkrise durch Dauerbrenner Familientragödie soll unterm Strich das Prädikat sehenswert ergeben. Da scheinen wohl die Rosamunde-Pilcher-Redakteure ihren Kollegen ins Handwerk gepfuscht zu haben.

Die Sorgen und Nöte der allesamt unter Geld- oder Seelenschmerz leidenden Protagonisten werden in diesem Psychiatrie-Thriller von Jörg Grünler nur angekratzt. Und auf allzu viel Action oder gar Blut wird verzichtet. Nicht einmal atmosphärisch düster ist das Ganze.

Schließlich ist ja auch Montagabend, da muss etwas Massenpublikumverträgliches her. Etwas, das leicht an die Edgar-Wallace-Filme der Sechziger erinnert – wenn das Klinikschild des bösen Professors verschwörerisch blinkt und tödliche Giftspritzen im Safe lauern.