„Das Fernsehen wird nicht schlechter“

COMEDY Martin Klempnow verstärkt ab heute die Parodisten von „Switch Reloaded“ (22.15 Uhr, Pro7)

taz: Herr Klempnow, Sie sind seit einem Jahr festes Mitglied der „Schillerstraße“. Jetzt steigen Sie zusätzlich bei „Switch Reloaded ein“. Kommen Sie da nicht durcheinander?

Martin Klempnow: Nein. Beide Formate sind sich ziemlich ähnlich. Bei der „Schillerstraße“ improvisiert man ein bisschen mehr, bei „Switch“ kommt man über das Improvisieren an die Figuren heran.

Ihre wichtigste Rolle bei „Switch“ ist der durch DSDS bekannt gewordene Menowin Fröhlich. Wie haben Sie sich auf diese Figur vorbereitet?

Zunächst habe ich mir einfach nur die Stimme angehört. Danach habe ich mir alles angeschaut, was es zu finden gab, sowohl die guten als auch die schlechten Seiten.

Was sind denn die guten Seiten?

Ich bin zwar Laie auf diesem Gebiet, aber gesanglich hat Menowin Fröhlich sicherlich Talent. Für mich ist er interessant, weil er polarisiert. Trotz seiner harten Schale ist er jemand, um den man sich oft Sorgen macht und denkt: „Junge, was hast du denn jetzt schon wieder angestellt!“

„Switch Reloaded“ wird gern als Beispiel für intelligente Comedy im Fernsehen herangezogen. Warum?

„Switch“ ist so eine Art Spiegel für das Fernsehen. Es wird natürlich viel übertrieben, aber dadurch wird einem oft erst richtig bewusst, was für ein Mist im Fernsehen wirklich läuft.

Muss das unbedingt in Form einer weiteren Fernsehsendung geschehen?

Ich finde, es schreit förmlich danach, dass es so eine Sendung gibt. Kritik am Fernsehen kommt oft genug mit dem erhobenen Zeigefinger daher, bei „Switch“ ist sie aber selbst Unterhaltung. Das ist es wahrscheinlich, was die Zuschauer an „Switch“ so schätzen.

Oliver Kalkofe hat vor Kurzem beklagt, dass das Fernsehen immer schlechter werde und damit auch immer schlechter parodierbar. Wie sehen Sie das?

Ich würde Oliver Kalkofe nicht zustimmen. Das Fernsehen wird nicht immer schlechter, es verändert sich nur ständig. Es gibt immer bestimmte „Epochen“: die Epoche der Gerichtsshows, dann die Epoche der Kochsendungen, jetzt die der Realitydokus. In zwei Jahren wird es wieder was ganz anderes geben. Das macht es für mich so spannend.

Sie haben Ihre Fernsehkarriere in Serien wie „Die Rettungsflieger“ und „Alphateam“ begonnen und sind erst 2004 mit der Sat.1-Comedy „Happy Friday“ ins komische Fach gewechselt. Was macht für Sie den Reiz von Comedy aus?

Nach „Happy Friday“ musste ich die Liebe zur Comedy eigentlich erst wieder neu entdecken. Ich möchte mich nicht mehr in ein Format pressen lassen, in dem ich meinen eigenen Humor nicht durchscheinen lassen kann. Es gibt nichts Schöneres, als ein direktes Feedback von den Leuten zu bekommen und sie zum Lachen zu bringen. Das Risiko, dass es nicht funktioniert, ist aber natürlich auch groß.

Wie Ihre „Switch“-Kollegen Max Giermann und Martina Hill spielen Sie auch noch Theater. Sehen Sie da eine Verbindung zur Comedy?

Max und ich sind beide an staatlichen Schauspielschulen ausgebildet worden. Parallelen sehe ich aber vor allem zur „Schillerstraße“. Man hat eine Bühne und direkten Kontakt zum Publikum, zurückspulen ist nicht möglich. Für mich ist das immer wieder ein besonderer Thrill.INTERVIEW: JULIAN JOCHMARING