hamburger szene: Landunter zur Grillsaison
Neun oder zehn Packungen Paprika liegen noch im Gemüseregal. Es sind diese länglich eingeschweißten, drei Schoten in gelb, rot und grün. Die Dame mit dem violetten Sommermantel dreht jede Packung einzeln um, bevor sie sich entscheidet. Dann schiebt sie ihren quietschenden Einkaufswagen langsam weiter. Zu den Gurken. Wie alle Einkäufer lässt sie sich Zeit. Denn draußen wartet nichts Gutes. Nur der Regen. Regen. Regen.
Das Pflaster ist dunkelgrau vor Nässe, ein gleich bleibender Wasservorhang liegt vor der Häuserzeile gegenüber. Um vier Uhr nachmittags scheint die Sonne bereits untergegangen zu sein. Nur von den Geschäftsregalen leuchten noch Sommerfarben. Auf orangefarbenen Schildern werden angepriesen: „Würstchenspaß zur Grillsaison“, reduzierte Badelatschen und Soßen, „so heiß wie der Sommer“. Derweil haben sich die ockergelben Fliesen in einen Schwimmbadboden verwandelt, über den schon viele nasse Füße gelaufen sind.
„Früher war das Wetter ganz anders“, stellt eine Rentnerin kopfschüttelnd fest. Bei den Marmeladen hat sie eine Bekannte getroffen, die ganz ihrer Meinung ist. „Damals waren die Winter knackig kalt. Dafür gab‘s dann auch anständige Sommer,“ sagt sie und greift nach dem Kakaopulver.
Inzwischen schiebt die Dame in Violett ihren Einkaufswagen Richtung Kasse. In Höhe der Kaugummis hält sie inne. „Der Ketchup“, fällt ihr ein. Sie dreht um, noch einmal zurück in den warmen, trockenen Laden.
SILKE BIGALKE
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