Putin: Militärisches Eingreifen ist „legitim“

MOSKAU Der russische Präsident nennt Absetzung Janukowitschs einen Putsch, dementiert Entsendung von Truppen auf die Krim

„Ich habe den Eindruck, dass eine Art Laborant in Amerika sitzt und Experimente macht, wie mit Ratten, ohne die Konsequenzen seines Handelns zu begreifen“

WLADIMIR PUTIN

MOSKAU afp/dpa/ap/taz | Inmitten der Sorge über einen Krieg auf der Krim hat Russlands Präsident Wladimir Putin sich erstmals selbst zu Wort gemeldet: Die Entsendung von Truppen in die Ukraine sei derzeit nicht notwendig, doch behalte er sich „alle Mittel“ zum Schutz russischer Bürger vor, sagte Putin am Dienstag. Er dementierte zugleich, dass es sich bei uniformierten Einheiten auf der Krim um russische Soldaten handle.

Putin sagte bei der live im Fernsehen übertragenen Pressekonferenz, ein militärisches Eingreifen sei „legitim“, da Russland ein offizielles Hilfsgesuch des „legitimen Präsidenten der Ukraine“, Wiktor Janukowitsch, erhalten habe. Der sei für ihn nach wie vor Staatsoberhaupt der Ukraine, sagte Putin. Gleichzeitig räumt er allerdings ein, dass Janukowitsch offensichtlich keine politische Zukunft hat: Er sei in Russland aufgenommen worden, um sein Leben zu schützen.

Die Absetzung Janukowitschs durch das ukrainische Parlament infolge tagelanger blutiger Straßenkämpfe in Kiew wertete Putin als bewaffneten Putsch. „Es kann nur eine einzige Bewertung der Ereignisse in Kiew und der Ukraine geben: Es handelt sich um einen verfassungswidrigen Staatsstreich und eine gewaltsame Machtergreifung“, sagte Putin, der die Sorge äußerte, dass bei der geplanten Wahl in der Ukraine Ende Mai ein „nationalistischer Schurke“ die Macht übernehmen könnte.

Putin dementierte zudem, dass russische Truppen die Militärstützpunkte auf der Halbinsel Krim blockieren. Es handle sich vielmehr um „örtliche Selbstverteidigungskräfte“. Russische Einheiten würden nicht auf der Krim operieren, sagte Putin.

Die Männer auf der Krim tragen einheitliche Uniformen ohne Abzeichen, sind schwer bewaffnet und agieren professionell. Darauf angesprochen, sagte Putin, auch die Demonstranten in Kiew seien gut ausgerüstet gewesen und hätten „wie Spezialkräfte“ gearbeitet. „Es gibt viele Uniformen, die ähnlich aussehen“, sagte Putin.

Zudem warf er westlichen Politikern vor, sich auf verantwortungslose Weise in der Ukraine einzumischen. „Ich habe manchmal den Eindruck, dass eine Art Laborant in Amerika sitzt und Experimente macht, wie mit Ratten, ohne die Konsequenzen seines Handelns zu begreifen“, sagte Putin. Warnungen des Westens, Russland wegen seiner Militäraktionen auf der Krim mit Sanktionen zu belegen, wies er zurück. Solche Strafmaßnahmen würden letztlich den USA und der EU selbst schaden.