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Autonomie statt Zwang

betr.: „Tiefensee denkt für Deutschland“ von Jens König, taz vom 28. 8. 06

Wie selbstverständlich und naturgesetzartig merkt der Autor an: „Natürlich kann es sinnvoll sein, Langzeitarbeitslosen gemeinnützige Arbeiten zu übertragen. Hilfreich für Hartz-IV-Empfänger ist alles, was ihnen das Gefühl von Ausweglosigkeit nimmt und sie in die Gemeinschaft integriert.“

Übertragung von gemeinnützigen Arbeiten, machen wir uns nichts vor und sagen es deutlich: das heißt Arbeitszwang. Das kann man, je nach Weltbild, ablehnen oder befürworten, aber eines sollte doch klar sein: Arbeitszwang ist wohl kaum eine geeignete Maßnahme, um das Gefühl von Ausweglosigkeit und Desintegration aufzulösen. Alles, was Hartz-IV-Empfängern das Gefühl von Ausweglosigkeit nehmen und sie in die Gemeinschaft integrieren könnte, ist im (alten) Modell der Vollbeschäftigung eben nur ein vollwertiger Arbeitsplatz. D. h. eine Arbeitsleistung, die vom Markt nachgefragt und somit bezahlt wird – keine Almosenarbeit. Und wenn es diese Stellen nicht gibt, dann muss man sich eben in Politik und Gesellschaft Gedanken über völlig neue Wege aus der Misere machen, anstatt immer wieder neue „Denkanstöße“ im Modell der „Übertragung gemeinnütziger Arbeiten“ in die Welt zu posaunen. Unterstützung der Autonomie statt Zwang wäre dazu der richtige Ansatz.

ANDREAS HOERMANN, Frankfurt am Main

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