Der Iran lehnt jede Aussetzung seiner Urananreicherung strikt ab
: Die große Ahmadinedschad-Show

Der Auftritt von Mahmud Ahmadinedschad war bizarr: Bei seiner Pressekonferenz schlug er US-Präsident Bush eine gemeinsame TV-Debatte vor, um mit ihm über weltpolitischen Fragen zu reden. Zugleich lehnte er die Aussetzung der Urananreicherung, wie sie der Weltsicherheitsrat gefordert hatte, kategorisch ab, und stellte das Vetorecht des UN-Sicherheitsrats in Frage.

Der forsche Auftritt des iranischen Staatspräsidenten Mahmud Ahmadinedschad ist auch der aggressiven Politik der USA und Israels sowie des dilettantischen Vorgehens der EU zu verdanken. Wirft man einen Blick auf die letzten vier Jahre, merkt man, warum die Radikalislamisten im Nahen Osten und erst recht im Iran erheblich gestärkt worden sind und weshalb der Terrorismus einen beängstigenden Auftrieb erhalten hat. Ahmadinedschad braucht nur mit ausgestrecktem Zeigefinger auf die Zerstörungen und die Menschenopfer dieser Jahre hinzuweisen, um Millionen von der Richtigkeit seines radikalen Kurses zu überzeugen. Was könnten die Reformer, die Demokraten und Verteidiger der Menschenrechte ihm entgegensetzen, wenn er auf den Bürgerkrieg im Irak, auf die Lage in Palästina, auf die Trümmer in Libanon oder auch auf Abu Ghraib und Guantánamo hinweist?

Heute hat Ahmadinedschad kaum etwas zu befürchten. Denn er weiß, dass die USA nach dem Desaster im Irak und im Libanon es kaum noch wagen würden, eine neue Kriegsfront im Iran zu öffnen.

Er weiß, dass er und seine Kampfgefährten sich gegen eine Bombardierung der iranischen Atomanlagen und Militärstützpunkte – die Pläne dazu liegen in Washington und Tel Aviv längst in den Schubladen – sehr wohl zur Wehr setzen können. Er kann sich der Unterstützung der Massen in der islamischen Welt sicher sein. Er kann den Ölexport aus dem Nahen Osten weitgehend unterbinden und nicht nur die Region in einen Flächenbrand verwandeln, sondern auch den Europäern und Amerikanern in ihren eigenen Ländern die Hölle heiß machen. Der Westen und auch Israel sollten endlich begreifen, dass sie mit Drohungen, Gewalt und militärischen Maßnahmen nichts anderes erreichen als die Stärkung der Radikalislamisten und Terroristen. BAHMAN NIRUMAND