„Hungerlöhne für Bangladesh“

PROTEST Ein Theaterkurs der Gesamtschule-Ost protestierte am Dienstag mit einem Flashmob im Einkaufszentrum Berliner Freiheit gegen den Konzern Kik

„Das ist eine ganz andere Erfahrung, als wenn ich Kik nur im Unterricht behandelt hätte“, sagt der Lehrer

Eklige Brühe. Zum Probieren? Mehrere KellnerInnen ziehen am Dienstagabend durch des Einkaufszentrum Berliner Freiheit, bieten den BesucherInnen trübes Wasser an. Probieren wollen die meisten nicht.

Angst um ihre Gesundheit hätten sie sich nicht machen müssen. Der Theaterkurs der Gesamtschule Ost verteilt die Brühe, um gegen den Textil-Konzern Kik zu demonstrieren. Und die Umstände, unter denen dieser in Bangladesh produziert. In den Fabriken gibt es kein sauberes Trinkwasser, der Monatslohn der FabrikarbeiterInnen liegt oftmals unter 20 Euro. Das hatte das ARD-Magazin „Panorama“ im August berichtet. Die SchülerInnen der 12. Klassen wollten daraufhin auch andere auf die Geschäftspraktiken von Kik aufmerksam machen. In den vergangenen drei Wochen hat die 17-köpfige Theatergruppe im Unterricht über das Thema diskutiert und verschiedene Ideen für den Flashmob erarbeitet.

„Wo bleiben die Frauen und Männer aus Bangladesh?“ ruft ein junges Mädchen. Sie steht mit drei anderen auf der Treppe vor der Kik-Filiale. Gut sichtbar für die BesucherInnen des Einkaufszentrum verlesen sie einen offenen Brief an den Kik-Geschäftsführer Stefan Heinig. Die SchülerInnen kritisieren, dass das Unternehmen dem eigenen Verhaltenskodex nicht treu sei. Geschäftsführer Heinig werfen sie „Egoismus“ und „Profitgier“ vor. Unterhalb der Treppe, vor den Geschäften, tragen SchülerInnen Plakate mit Slogans wie „Kik verhöhnt die Menschenrechte“ und „Hungerlöhne für Bangladesh“ durch die Passage. Nach dem Verlesen des Briefes bewegen sich die Protestler, mitsamt Kellnern und Plakaten, von der Kik-Filiale zum Platz am Hintereingang. Dort haben sie Kleider zu einem großen Haufen aufgetürmt. Aus den SchülerInnen werden nun TextilarbeiterInnen, überwacht von einer strengen Vorarbeiterin. Zum Geschrei der Vorarbeiterin singen die ArbeiterInnen: „Dreht euch nicht um, denn der Kik-Chef geht um. Wer sich umdreht oder lacht, kriegt den Buckel vollgemacht.“

Für Theater-Lehrer Holger Möller hat sich die Aktion gelohnt: Politisches Theater sei eine „hervorragende Möglichkeit“, um sich mit gesellschaftlichen Problemen zu befassen. „Das ist eine ganz andere Erfahrung, als wenn ich das Thema Kik nur im Unterricht behandelt hätte.“ Schwierigkeiten bei der Vermischung von Protest und Unterricht sieht Möller nicht. Einer Schülerin war die Aktion jedoch „zu hart“. Sie musste nicht an der Aktion teilnehmen. HEH