Forschergeheimnisse
: Wie gut, dass niemand weiß …

Schluss mit der Geheimnisgrämerei fordern Vogelgrippeexperten aus aller Welt. Rund 70 Forscher haben bereits die „Global Initiative on Sharing Avian Influenza Data“ (GISAID) unterschrieben. Sie verpflichten sich damit, neue Erkenntnisse über die Vogelgrippe so schnell wie möglich in eine Datenbank zu übermitteln. Die ersten sechs Monate sollen nur GISAID-Forscher Zugang zu den eingespeisten Daten haben. Danach wird auch diese Beschränkung aufgehoben werden. Der Grund für diese Initiative ist, dass es in der Vergangheit wiederholt vorgekommen ist, dass Wissenschaftler oder Foschungsinstitutionen wichtige Daten unter Verschluss gehalten haben, obwohl sie an anderer Stelle dringend gebraucht wurden. Zum Beispiel um die Wanderungswege des Grippevirus H5N1 nachvollziehen zu können. Oder um möglichst schnell die Gefährlichkeit einer Neuinfektion abschätzen zu können. Auch haben Staaten, wie etwa China, aus Angst vor wirtschaftlichen Einbußen den Datenaustausch unterbunden. Forscher fürchten vor allem, dass ihre noch nicht publizierten Daten von anderen Forschergruppen zu deren eigenen Erfolg genutzt werden – und sie gehen leer aus. GISAID verpflichtet die Forscher daher, keinen Datenklau zu begehen und die Kollegen in Publikationen oder bei Patenten entsprechend zu berücksichtigen. Zu hoffen ist, dass der Wunsch der GISAID-Initiatoren in Erfüllung geht und dass das Projekt einmal ein Vorbild beim Kampf gegen andere gefährliche Infektionskrankheiten sein kann. WOLFGANG LÖHR