Standortfaktor Stall

Die münsterländische Stadt Ennigerloh will ein Baugebiet nur für Pferdebesitzer ausweisen. Und erntet dafür Lob

Pferde soweit man blickt – in der unendlichen Weite des Münsterlandes leben 100.000 Gäule. Keine andere Region in Deutschland, vermutlich sogar in Europa, hat nach Angaben des Tourismus-Verbandes Pferderegion Münsterland eine so hohe Pferde-Dichte. „Auf jeder zweiten Wiese steht bei uns in Ennigerloh ein Pferd“, sagt Günter Drügemöller, Vorsitzender des Reit- und Fahrvereins Enniger-Vorhelm in der münsterländischen Stadt Ennigerloh.

Der leichte Huf-freundliche Sandboden ist einer der Erfolgsfaktoren der Pferderegion Münsterland. Eben diesen Boden will Ennigerloh jetzt mit dem Standortfaktor Pferdestall noch weiter aufwerten. Im Ortsteil Enniger soll ein Baugebiet ausschließlich für Pferdebesitzer ausgewiesen werden. Das hat der Ausschuss für Stadtentwicklung einstimmig beschlossen.

Geboren wurde diese Idee im Büro von Bürgermeister Berthold Lülf (SPD). Der setzt städtebaupolitisch aufs Pferd und seine einkommensstarken Besitzer. Das stößt auf Gegenliebe. „Das ist eine ganz tolle Idee des Bürgermeisters“, sagt der Reitvereinsvorsitzende Drügemöller. Auch die Münsterland Touristik ist begeistert: „Es gibt hier unheimlich viele Menschen, die sich mit Pferden befassen. Ich kann mir gut vorstellen, dass dieses Projekt in Ennigerloh funktioniert“, sagt Astrid von Velsen vom Koordinierungsbüro Pferderegion Münsterland.

Wer sich schon ein eigenes Pferd leisten kann, investiert vermutlich auch gerne in ein Eigenheim mit Stall direkt vor der Haustür, denkt man sich in Ennigerloh, und bietet großzügige Grundstücke an. „Sie werden zwischen 2.000 und 2.500 Quadratmetern groß sein. Ganz in der Nähe liegt ein Reitstall und die Reitwege führen direkt in die Natur“, sagt Ludger Holtmann-Niehues, der bei der Stadt für Liegenschaften zuständig ist.

2008 soll nach dem Wunsch der Stadt die Bauphase beginnen. Bis dahin will Ennigerloh verstärkt werben – in Fachzeitschriften und auf Messen, dort eben, wo man die Besitzer der 100.000 Huftiere im Münsterland trifft. In der neuen Siedlung sollen die Pferdebesitzer unter sich bleiben. Der Besitz mindestens eines Pferdes soll zur Bedingungen gemacht werden. Aber Sorgen, dass sich auch Menschen ohne Pferd um ein Grundstück bewerben, hegt man bei der Stadt ohnehin nicht: „Sonst wird wohl niemand in der Siedlung wohnen wollen.“

KATHARINA HEIMEIER