Der Warner vor Sanktionen

Beim Geld hört die Freundschaft auf, sagt man. Ergänzend könnte es heißen: Und Feindschaft fängt erst gar nicht an – wie die Erfahrung der Krimkrise lehrt. Da mag sich Russland noch so feindselig benehmen; Europa, allen voran Deutschland, schreckt vor ernsten Sanktionen zurück. Wegen der Rohstoffe und guter Geschäfte. Und wegen Eckhard Cordes (Foto). Der 63-Jährige ist Vorsitzender des Ostausschusses der deutschen Wirtschaft – und an gedeihlichen Geschäftsbeziehungen mit Russland interessiert.

„Wenn jetzt eine Spirale aus gegenseitigen Wirtschaftssanktionen in Gang gesetzt wird, droht die europäische Wirtschaft nachhaltig Schaden zu nehmen“, warnt Cordes. Getragen wird der Ausschuss unter anderem vom Bundesverband der Deutschen Industrie, vom Handwerks-, vom Einzelhandels- und vom Bankenverband; Mitglieder sind Firmen wie BASF, Daimler, Eon, Telekom, Metro, VW, Opel, Bombardier und Rolls-Royce Deutschland.

Meldungen aus Russland über ein Gesetz zur möglichen Enteignung ausländischer Unternehmen nennt Cordes alarmierend. Rund 6.200 Unternehmen mit deutscher Beteiligung sind laut Ausschuss in Russland aktiv, deutsche Firmen haben in Russland rund 20 Milliarden Euro direkt investiert, und 300.000 Arbeitsplätzen hängen hierzulande vom Handel mit Russland ab. Das alles will Cordes nicht gefährden.

Den Handel mit Russland kennt Cordes persönlich. Jahrelang war er Chef des deutschen Handelskonzerns Metro, der insbesondere im Osten Europas den Rubel rollen lassen will. Deutliche Sanktionen stören da nur. Das gilt im übrigen nicht nur in Berlin, sondern auch in London – haben russische Oligarchen doch in der Finanz-City und in der Premier League viel Geld angelegt. RICHARD ROTHER