REINHARD WOLFF ÜBER DIE STRATEGIE DES STAATSKONZERNS VATTENFALL
: Korrektur am Image

Das Timing war perfekt. Zwei Tage vor der Wahl bestätigt die schwedische Regierung Informationen, die Vattenfall-Sprecher Stunden vorher noch scharf dementiert hatten: Die Europa-Tochter des schwedischen Staatsunternehmens wird sich von ihren deutschen Braunkohlekraftwerken trennen. Allen, die daran gezweifelt hätten, dass die Regierung es ernst meine mit ihrer Klimapolitik, habe man nun das Gegenteil bewiesen, triumphierte Umweltminister Andreas Carlgren in seinem Blog.

Ihr Staatsunternehmen Vattenfall in der Rolle der Betreiberin einiger der größten europäischen Kohlendioxidschleudern war einer Mehrheit der SchwedInnen schon seit Jahren ein Dorn im Auge. Weshalb sich die Frage stellt, warum die konservativ-liberale Regierung ein so schönes Wahlkampfthema durch zu späte Zündung so verschleudert hat. Im August hatte Stockholm die „Eigentümerdirektive“ für Vattenfall geändert. Nicht mehr nur in Schweden solle der Staatskonzern die Umstellung auf eine regenerative Energieversorgung anführen, sondern auf allen seinen Märkten. Damit war klar, dass Vattenfall sich von der Braunkohle trennen musste. An die große Glocke gehängt wurde das damals nicht.

Sollte erst ein Käufer für die Kraftwerke Jänschwalde und Boxberg gesucht werden, und ist der bereits gefunden? Das könnte eine Erklärung für die Taktik Stockholms sein. Der Verkauf soll ja so viel Geld wie möglich in die Kasse Vattenfalls und damit des Staates spülen. Ein „Notverkauf“ tut das nicht. Oder ist das Zögern der Uneinigkeit in der Stockholmer Regierung geschuldet, was mit Vattenfalls deutschen Atomkraftwerken geschehen soll? Um deren Schicksal wird sich zwangsläufig die weitere schwedische Debatte drehen. Umweltminister Carlgren hat sein Urteil klar: Er sieht keinen Grund, sie zu behalten.

Umwelt + Wirtschaft SEITE 8