Unerwarteter Erfolg

DRITTE LIGA Ohne darauf hinzuarbeiten, hat der VfL Osnabrück den Aufstieg in Reichweite

„Damit haben wir nichts zu tun“

VfL-Kapitän Alexander Dercho über die Debatten um die Zukunft des Vereins

Die Probleme sind die gleichen, und sie halten sich hartnäckig: Was gerade passiert, wollte der VfL Osnabrück eigentlich gar nicht – vorne mitspielen in der dritten Fußball-Bundesliga. Wegen der Vereinsfinanzen – rund zehn Millionen Schulden – wurde beim Investieren in neue Spieler gespart, vom Aufstieg war keine Rede. Und nun? Hält der VfL nach dem 2:1-Sieg am Samstag gegen Wacker Burghausen Kontakt zu Tabellenplatz drei – und damit zur Relegation für die Zweite Liga. Egal, wie sehr der Verein spart, wie oft das Präsidium vom bloßen Übergangsjahr spricht.

Auf dem unerwarteten Platz vier steht der Verein auch deshalb, weil Trainer Maik Walpurgis aus einem Haufen Viert- und Fünftligazugänge eine konkurrenzfähige Gemeinschaft gemacht hat: Dieser VfL lässt Mannschaften hinter sich, die vom Kader her besser sein sollten. Er spielt keinen überragenden Fußball, beeindruckt aber durch Kampf- und Teamgeist.

Das bekam jetzt auch Burghausen zu spüren. Dabei hatte die extrem defensive Ausrichtung des Tabellenschlusslichts – eine Fünferkette in der Abwehr und einer Viererkette im Mittelfeld – die Osnabrücker kurzfristig vor eine fast unlösbare Aufgabe gestellt: Gegen solche Gäste ist ansehnliches Kombinationsspiel nicht möglich. Nach einer knappen halben Stunde hatte der VfL den bayerischen Abwehrriegel dann aber geknackt, drang immer wieder in den Strafraum vor und wartete auf einen entscheidenden Fehler.

Massimo Ornatelli dribbelte in den Sechzehner und überfordert damit Verteidiger Michael Hefele: Statt des Balls klärte er lieber den Gegenspieler. Den berechtigten Strafstoß verwandelte Nicolas Feldhahn dann zur Osnabrücker Führung. Zehn Minuten später erhöhte David Pisot nach einer Ecke per Kopf. In der zweiten Hälfte verwalteten die Osnabrücker das 2:0 nur noch – und kassierten folgerichtig den Anschlusstreffer. „Damit haben wir nichts zu tun, das können wir nicht beeinflussen“, sagte Mannschaftskapitän Alexander Dercho nach dem Spiel über die Debatten um Sparzwang und Zukunftsausrichtung des Vereins. „Daher interessiert uns das nicht.“

Dass ein Aufstieg des VfL „ein Wunder wäre“, weiß auch Jürgen Wehlend. Aber der Geschäftsführer der Fußballabteilung sagte am Donnerstag in einer Pressekonferenz auch, dass man sich nur in der lukrativeren zweiten Liga wirklich entschulden könnte. Statt aber neue Schulden zu machen, um das Ziel zu erreichen, wird weiter gespart.

Von einer „Gratwanderung“ spricht Wehlend, der um seine Aufgabe nicht zu beneiden ist, und von der Herstellung eines „Fließgleichgewichts“: Das bedeutet, mit so wenig Geld wie möglich so viel wie möglich zu erreichen. Und das scheint zu gelingen: Mit Platz vier wäre die Teilnahme am DFB-Pokal in der kommenden Spielzeit gesichert und damit Zusatzeinnahmen. Doch die Liga ist eng. Sieben Punkte Rückstand auf Platz drei können schnell der Vergangenheit angehören.  HEIKO OSTENDORF