Noch 175 Milliarden für den Wiederaufbau

WIRTSCHAFT Keine Naturkatastrophe hat so hohe Kosten verursacht wie das große Beben und der darauf folgende Tsunami von 2011

PEKING/SENDAI taz | Viel sieht man in der Industriestadt Sendai nicht mehr von dem verheerenden Beben. Die Straßen sind gepflegt, die meisten Häuser wiederaufgebaut. Lediglich Schilder entlang des Hafens erinnern daran, dass die Küste vor dem großen Unglück ein paar Hundert Meter weiter endete und ein Teil des Hafengeländes für immer unter Wasser verschwunden ist.

Damals hatten die Erderschütterungen der Stärke 9 die Häuser bereits heftig ins Wanken gebracht. Die nachfolgenden Tsunamiwellen drangen bis zu 10 Kilometer ins Landesinnere vor und verwüsteten einen Großteil der Millionenstad. Der Rückversicherer Munich Re schätzt den volkswirtschaftlichen Schaden auf umgerechnet rund 155 Milliarden Euro und spricht von der teuersten Naturkatastrophe aller Zeiten.

Allein die Höhe der Gebäudeschäden lag bei umgerechnet über 70 Milliarden Euro. 100.000 Häuser wurden komplett zerstört, etwa eine halbe Million weitere Gebäude beschädigt. Die Schäden an Straßen und Schifffahrtswegen bezifferte die japanische Regierung auf rund 15 Milliarden Euro, die in der Land- und Forstwirtschaft sowie auf Aqua-Farmen auf 13 Milliarden Euro. Die Reparatur der Versorgungsleitungen kostete rund 9 Milliarden Euro.

In den Berechnungen ist die Atomkatastrophe von Fukushima noch nicht enthalten. Nach Schätzungen der Regierung werden die Entsorgungsarbeiten 30 bis 40 Jahre dauern und mehr als 150 Milliarden Euro kosten.

Im zweiten Quartal 2011 war das Bruttosozialprodukt um 2,1 Prozent geschrumpft – nicht zuletzt weil ein Großteil der Zulieferbetriebe von Japans Automobil- und Elektronikindustrie durch Erdbeben und Tsunami zerstört war. Die gesamte Produktionskette war über viele Wochen hinweg unterbrochen.

Mussten sich nach dem Unglück noch Menschen aufopfern und in den radioaktiven Anlagen die Aufräumarbeiten erledigen, haben japanische Unternehmen nun Roboter entwickelt, die die kontaminierten Trümmer beseitigen können. Diese Roboter könnten sich schon bald in anderen Ländern bei der Stilllegung maroder Atomreaktoren helfen. FELIX LEE