Wenig Förster braucht das Land

Die Landesregierung lichtet die Struktur der Forstämter: Aus 35 macht sie zum Jahresbeginn 15. Forstleute und Umweltschützer sehen eine „kommerzielle Ausbeutung“ auf den Wald zukommen

VON KATHARINA HEIMEIER

In Förster-Sprech ist es eine Rodung, was die Landesregierung aus CDU und FDP beschlossen hat: Aus 35 Forstämtern sollen ab Anfang nächsten Jahres 15 werden. Ein Forstamt ist damit für eine doppelt so große Fläche wie bisher zuständig – statt für bisher rund 27.000 Hektar nun für rund 66.000 Hektar.

Kritiker wie Forstleute, Grüne und der Bund für Umwelt und Naturschutz NRW (BUND) befürchten, die Verwaltungsreform könne teilweise dramatische Folgen haben: Nicht nur die Qualität des Waldes stehe auf dem Spiel, auch für private Waldbesitzer und ihre Kunden in der Holz- und Papierindustrie könne das Unternehmen unangenehme Folgen haben. Die Landesregierung begründet die Schließung der Forstämter dagegen vor allem als notwendigen Bürokratieabbau.

Mit der Reform „schaffen wir auch in diesem Bereich der Verwaltung schlankere Strukturen“, sagte Umweltminister Eckhard Uhlenberg (CDU) am Dienstag. Die Schlankheitskur führt 148 der insgesamt 1.100 Mitarbeiter der Forstverwaltung vorübergehend in eine Auffanggesellschaft. Bis 2017 sollen sie aber nach dem Willen des Ministers wieder reintegriert werden. Betriebsbedingte Kündigungen werde es nicht geben. Die Zentrale des Landesbetriebs Wald und Holz soll außerdem umziehen – von Münster in die nach Angaben des Umweltministers „waldreichste Region unseres Landes“ nach Arnsberg. Der Zuschuss aus dem Landeshaushalt an die Forstbetriebe soll zudem von derzeit 44 Millionen Euro pro Jahr bis 2010 auf 33 Millionen Euro sinken.

Die FDP sieht die Forstämter mit der Reform „schlagkräftig“ aufgestellt, während gleichzeitig die Präsenz in der Fläche sichergestellt werde, wie der agrarpolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Holger Ellerbrock, erklärte . Er will Nordrhein-Westfalens Wälder künftig stärker unter die Obhut von privaten Anbietern stellen: „Private Dienstleister werden zukünftig verstärkt in der Betreuung des Privat- und Kommunalwaldes tätig sein.“

Privatunternehmer statt beim Land angestellter Förster? Für die 900.000 Hektar Wald in NRW kann das nicht gut ausgehen, befürchtet der Bund Deutscher Forstleute (BDF). „Die Bevölkerung in NRW wird zu spüren bekommen, dass sich immer weniger Menschen um den Wald kümmern“, sagt der Bundes- und Landesvorsitzende Bernhard Dierdorf. Umweltschützer vom BUND NRW befürchten die „kommerzielle Ausbeutung des Waldes“, prophezeit Sprecher Dirk Jansen.

Auch die Grünen kritisieren, dass der Wald auf seine ökonomische Funktion reduziert wird. „Die Jugendwaldheime, der Erholungsfaktor – all das, was den Wald ausmacht wird tendenziell wegfallen“, sagt Johannes Remmel, Parlamentarischer Geschäftsführer der grünen Landtagsfraktion. Nachteile sieht er auch für die 150.000 privaten Waldbesitzer, von denen ein großer Teil nur ein kleines geerbtes Stück Wald besitzt. „Denen hat bisher der Förster bei der Vermarktung geholfen. Das wird jetzt viel komplizierter“, so Remmel. Denn künftig seien einfach weniger Beamte vor Ort ansprechbar.

Aber auch diejenigen, die das Holz kaufen, werden nach Ansicht der Forstleute unter der Reform der Landesforstverwaltung leiden. 260.000 Arbeitsplätze in der nordrhein-westfälischen Holz- und Papierindustrie hängen nach Angaben von Dierdorf am Wald. „Die Holzindustrie wird Schaden nehmen“, vermutet er. So würden die Sägewerke das Holz nicht mehr so gut sortiert und pünktlich wie gewohnt bekommen.