hamburger szene
: Bitte, kleiner Laden!

Briefmarken kaufe ich lieber am Schalter als am Automaten. Nicht nur, weil ich Automaten und ihre Marken nicht mag. Ich gehe auch lieber in einen Bio-Laden, als mich zwischen Regalreihen eines Global Players zu verlaufen. Nicht weil ich, um beim Obst rauszukommen, nicht erst durch eine Kleider- und eine Heimwerker-Abteilung laufen will, und dort gerne unbemalte Äpfel und reife Bananen finden möchte; sondern, weil ich das Persönliche, die Idee des Selbst-Machens und des individuellen Angebots mag.

Neulich machte ich mich auf zum CD-Kauf. Als ich im ersten Laden im Schanzenviertel nicht fündig wurde, wunderte mich das nicht – falsches Genre für den Laden, dachte ich. Beim nächsten verwies man mich weiter an die Konkurrenz. Dort wusste man ebenfalls, von was ich sprach, schüttelte aber wieder den Kopf. In Altona sagte man mir: „Das lief überhaupt nicht, aber ich kann’s dir bestellten“, doch so sicher war ich meiner Sache dann doch nicht.

Ich endete bei einem Elektro-Discounter mit Rolltreppe. Ich fand, was ich suchte, stolperte sogar über Namen, die ich mir schon früher notiert hatte. In fünf Lieder reinzuhören bedeutet hier aber: Fünf mal 30 Sekunden Song-Ausschnitt an einem der Barcode-Geräte. Mit rotem Kopf trat ich vor die Theke. „Das Gefühl kenn ich“, sagte der Verkäufer lächelnd, schnitt ausnahmsweise die Verpackung auf und ließ mich an einen der CD-Player – ganz so wie im kleinen Laden. Johannes Himmelreich