2.000 Stahlarbeiter legen in Warnstreiks die Arbeit nieder

TARIFVERHANDLUNGEN IG Metall fordert 6 Prozent mehr Lohn und Gleichbehandlung für Leiharbeiter

BERLIN taz/dpa | Am Mittwoch ist es in Salzgitter und Dortmund zu ersten Warnstreiks in der Stahlindustrie gekommen. Rund 2.000 Beschäftigte legten nach Angaben der Gewerkschaft IG Metall für mehrere Stunden vor den Werkstoren ihre Arbeit nieder. Zuvor war am vergangenen Freitag die zweite Tarifverhandlungsrunde gescheitert, nachdem die Arbeitgeber kein Angebot vorgelegt hatten.

Die 85.000 Arbeitnehmer der nordwestdeutschen Stahlindustrie (NRW, Niedersachsen und Bremen) fordern 6 Prozent mehr Lohn, 60 Euro mehr für Auszubildende und verkürzte Arbeitszeiten für ältere Beschäftigte. Daneben wollen sie auch erreichen, dass die über 3.000 Leiharbeiter in der Stahlindustrie die gleiche Bezahlung erhalten wie die Stammbelegschaft. Es ist das erste Mal, dass eine Gewerkschaft solch eine Tarifforderung aufstellt. Nicht von ungefähr passiert es in der Stahlindustrie, in der immer noch ein hoher gewerkschaftlicher Organisationsgrad herrscht.

Als „fair“ bezeichnete IG-Metall-Verhandlungsführer Oliver Burkhard die Forderungen. „Wir haben wahrlich unseren Beitrag in der Krise geleistet.“ Die Gewerkschaft verweist auf die Daten zum allgemeinen Wirtschaftsaufschwung und darauf, dass die Stahlarbeiter wieder Überstunden leisteten und sich die Arbeitszeitkonten füllten. Schützenhilfe erhielt sie von SPD-Chef Sigmar Gabriel. Er sagte am Dienstagabend, die Arbeitgeber „haben auf Lohn, Weihnachtsgeld und auf Urlaubsgeld verzichtet. Wenn wir jetzt einen Aufschwung haben, muss es ein Aufschwung für alle sein“. Die Arbeitgeber pochen jedoch darauf, dass sich die Stahlindustrie gerade erst von der Krise erhole.

Die Warnstreiks sollen am Donnerstag und Freitag unter anderem in Duisburg und Bochum fortgesetzt werden. Am 29. September findet die dritte Verhandlungsrunde zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern statt.

Auch in der ostdeutschen Stahlbranche haben am Mittwoch die Tarifverhandlungen begonnen. Sie betreffen rund 8.000 Beschäftigte. An einer Kundgebung vor dem Verhandlungsort in Berlin nahmen laut IG Metall rund 200 Metaller aus verschiedenen Stahlbetrieben teil. In den neuen Bundesländern hat die Gewerkschaft die gleichen Forderungen aufgestellt wie in den alten Bundesländern. EVA VÖLPEL