Kolats zweite Hängepartie

SPD Die Anfechtung von Delegiertenwahlen im Ortsverein Friedenau soll überprüft werden

Bei den Sozialdemokraten in Tempelhof-Schöneberg ist weiter offen, was aus dem Protest gegen Delegiertenwahlen im Ortsverein Friedenau und unterschwelligen Manipulationsattacken gegen Dilek Kolat als Kreisvorsitzende wird. „Wir werden die Vorwürfe untersuchen, der Kreisvorstand wird zügig zusammenkommen“, sagte der stellvertretende Kreischef Frank Zimmermann am Mittwoch der taz. Dabei soll es auch eine Anhörung des Friedenauer SPD-Ortsvereinschefs geben, der mit mehr als 40 örtlichen Genossen eine mehrseitige Anfechtung der Delegiertenwahlen eingereicht hat.

Hintergrund der Auseinandersetzung sind offenbar seit Jahren gärende Animositäten zwischen der 2004 zur Kreisvorsitzenden gewählten Kolat und innerparteilichen Gegnern in Tempelhof-Schöneberg. Dabei ist auch zu hören, dass manche SPD-Mitglieder ein Problem mit einer Frau als Chefin haben. Darauf, dass es sich um eine Kampagne von Konkurrenten Kolats außerhalb des Kreisverbands handeln könnte, gibt es keine Hinweise. Kolat gilt neben den Chefs von Landespartei und Abgeordnetenhausfraktion weiter als mögliche Nachfolgerin des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit. Dafür gilt als unabdingbar, dass sie ihren Kreisvorsitz behält.

Seit Längerem gibt es jedoch Mutmaßungen, dass Kolat mit einer Gegenkandidatur konfrontiert sein könnte, wenn am 29. März in Tempelhof-Schöneberg der Kreisvorstand neu gewählt wird. Ein konkreter Name ist aber bislang nicht bekannt. Bei einer solchen Vorstandswahl entscheidet selten der bessere Auftritt am Wahltag, sondern die Frage, wer im Vorfeld bei Wahlen in den Ortsvereinen mehr seiner Anhänger als Delegierte für den Parteitag durchsetzen konnte.

Üblicherweise bilden die Delegierten eines Ortsvereins einen geschlossenen Block, weil die jeweilige Mehrheit ihre Leute auf sämtliche Delegiertenplätze wählt. Dem Friedenauer SPD-Ortsverein, einem von acht in Tempelhof-Schöneberg, dem auch Kolat selbst angehört, kommt wegen seiner Größe eine besondere Bedeutung zu. Ändern sich in ihm die politischen Mehrheiten, würde Kolat ein großer Delegiertenblock in ihrer Gefolgschaft fehlen.

Die Anfechtung durch die Friedenauer Genossen könnte auch nach Anhörung und Entscheidung im Kreisvorstand nicht abgeschlossen sein: Die unterliegende Seite kann die Sache vor die Landesschiedskommission der SPD bringen. STEFAN ALBERTI