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„Es war einfach geil“

FUSSBALL Der Kosovo-Albaner Albert Bunjaku über das erste internationale Match des Kosovo

Albert Bunjaku, 30, ist im Kosovo geboren. Er besitzt einen Schweizer Pass und spielt derzeit für den 1. FC Kaiserslautern Foto: dpa

INTERVIEW MAHAD THEURER

Am Mittwoch vergangener Woche hat die Fußball-Auswahl des Kosovo ihr erstes internationales Spiel gegen ein Mitgliedsland des Fußballweltverbands Fifa gemacht. Kosovo spielte 0:0 gegen Haiti. 15.000 Zuschauer waren ins Stadion von Mitrovica gekommen. Das Hissen der Nationalfahne, das Absingen der Nationalhymne und das Tragen von Nationalabzeichen auf den Trikots war den Kosovaren allerdings verboten. Der Grund: Serbien blockiert seit Jahren alle Bemühungen, den jungen Staat zu internationalen Wettbewerben zuzulassen.

taz: Herr Bunjaku, Sie standen in der Mannschaft des Kosovo. Wie war das für Sie?

Albert Bunjaku: Das war echt überragend. Das war eine unglaubliche Stimmung und für den Kosovo selber ein historischer Tag. Und nicht nur für den Kosovo, sondern für alle Kosovo-Albaner, die einen Bezug zu dem Land haben.

In Mitrovica leben sowohl Kosovaren als auch Serben. War das Publikum auch gemischt?

(Lacht) Ich denke, dass nur Kosovaren im Stadion waren. Es war einfach geil, dort aufzulaufen.

Wie kam es, dass Sie in die kosovarische Nationalmannschaft berufen wurden?

Ich habe früher schon mit dem Trainer, der lustigerweise auch Albert Bunjaku heißt, Kontakt gehabt, doch da hatten wir noch nicht das Recht, Länderspiele auszutragen. Zu der Zeit habe ich noch für die Schweiz gespielt. Doch als das dann mit der Fifa alles so gut geklappt hat, habe ich mir gedacht: Ich möchte ein Teil der Mannschaft sein und meinem Geburtsland helfen.

Der Kosovo strebt den Fifa-Mitgliedstatus an. Sie haben aber schon für die Schweiz gespielt. Könnten Sie für den Kosovo spielen, wenn der Fifa-Mitglied wird?

So wie wir das mitbekommen haben, dürfte das kein Problem sein. Auch die Spieler, die aktuell für andere Nationalmannschaften spielen, dürfen rein theoretisch dann rüberwechseln.

War das Spiel ein Signal an die Fifa, den Kosovo so schnell wie möglich aufzunehmen?

Ja. Es waren auch Leute von der Fifa da, die haben sich alles angeschaut und haben auch gesehen, dass das eine überragende und sehr friedliche Stimmung gewesen ist. Wir wollen bei der WM-Quali 2018 dabei sein. Am 22. Mai ist unser nächstes Spiel gegen die Türkei. Die ist schon ein sehr attraktiver Gegner. Wenn das auch so gut abläuft wie gegen Haiti, dann ist das der nächste Schritt in die richtige Richtung.

107 der 193 Mitgliedstaaten der UNO erkennen die Republik Kosovo als unabhängig an, Serbien und Russland aber nicht. Können Sie sich vorstellen, irgendwann mal ein Länderspiel gegen Serbien zu bestreiten?

Klar, ich bin Fußballer, ich habe mit der Politik nichts zu tun. Wenn der Kosovo irgendwann in einer Qualifikation auf Serbien trifft, dann habe ich damit kein Problem. Außerdem verbindet Fußball ungemein, und vielleicht kann er ja auch die Differenzen zwischen den beiden Völkern überbrücken.

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