Ratgeber: Mit Erfolg nach Europa

In Senegal gibt eine Website fantasievolle Anleitungen, wie Afrikaner mit Geschick ihren Weg nach Spanien oder Frankreich machen können – mit Nennung der Erfolgsquote

MADRID taz ■ Wer verreist, informiert sich zuvor. Und wo ist dies einfacher als im Internet? Das gilt auch für die afrikanischen Immigranten. www.senegalaisement.com/senegal/venir_en_france.php ist die richtige Adresse.

„Nach Europa gehen: Eine Gebrauchsanweisung“, heißt es dort. Beschrieben werden „fünf Migrationspacks“. Neben dem „regulären“ Paket, das die Beantragung der Familienzusammenführung für jene empfiehlt, die bereits enge Verwandte in Europa haben, oder dem Paket „Student“ für die wenigen glücklichen, die einen Studienplatz mit Stipendium in Frankreich ergattern, empfiehlt die Website auch weitaus fantasievollere Wege ins Eldorado: „D-Day“, „Lieferung“, „Hochzeiten“ und „Hinterhof“ heißen sie.

„Die gemeinsame Überfahrt auf die Kanarischen Inseln“ sei eine gute Lösung und weitaus ungefährlicher, „als die europäische Presse berichtet“. Der Autor der Seite, der sich Christian Costeaux nennt, empfiehlt den „Männern eines Dorfes, gemeinsam ein Boot zu kaufen“. Bei 50 Plätzen müsse jeder, Motor, GPS und Nahrungsmittel inbegriffen, 50 Euro beisteuern. „Einmal auf den Kanaren, ist die nächste Etappe das spanische Festland. […] Nach einem kurzen Aufenthalt in einem Übergangslager, wo ihr völlig kostenlos verpflegt und beherbergt werdet, gibt es meist ein Gratisflugticket.“ Erfolgsaussicht: 91 Prozent. Der Rest verschwindet vermutlich für immer in den Fluten des Atlantiks.

Für „euch, glückliche Senegalesinnen“, gibt es das „Pack Delivery“. Der Trick: „Frankreich wendet für Neugeborene das Bodenrecht an.“ Es reiche, schwanger zu sein, mit einem Touristenvisum nach Frankreich zu reisen und dort zu gebären. Der Sprössling sei Franzose, und die Mutter könne somit nicht ausgewiesen werden. Der Preis: 610 Euro für Visum und Flugticket. Erfolgsquote: 100 Prozent. Der einzige Nachteil: „Diese Lösung funktioniert nicht bei Frauen jenseits der Menopause und auch nicht bei Männern.“

Doch keine Bange, auch für die Herren der Schöpfung gibt es etwas Trockeneres als ein Fischerboot: das „Pack Weddings“. „Jedes Jahr kommen immer mehr alte Schlampen in den Senegal. Ihre Naivität ist ungeheuerlich. Die meisten haben das ‚Leben einer völlig freien Frau‘ gewählt.“ Dazu gehöre ein fescher schwarzer Jüngling im Bett. „Hier liegt eure Chance.“ Wer eine Europäerin heirate, könne nicht nur mit einer Aufenthaltsgenehmigung, sondern mit der Nationalität seines neuen Landes rechnen. Dann könne sich der frischgebackene Europäer getrost scheiden lassen und eine „Jüngere, Hübschere“ suchen. Die Erfolgsquote berechnet der Autor mit 23 Prozent.

Die ausgefallenste Methode nennt sich „Pack in the Backyard“ (Im Hinterhof). „Frankreich gewährt kein Asyl mehr für Menschen aus dem Senegal“, mit Ausnahme des „homosexuellen Asyls“. Senegal gelte als eines der Länder, in denen Schwule erbittert bekämpft würden. Also gelte es, „eine Schwulengruppe im Senegal zu gründen, die sofort verboten wird. Jetzt kannst du Asyl in Frankreich beantragen, indem du argumentierst, dass dir eine Gefängnisstrafe drohe.“ Die Erfolgsquote soll sich immerhin auf 73 Prozent belaufen, denn „viele NGOs setzten sich für die Rechte und die Aufnahme der Homosexuellen in Frankreich ein“. Doch das Ganze habe einen erheblichen Nachteil: „Deine Familie könnte aufhören, mit dir zu reden.“ REINER WANDLER