Futtern wie die Vorfahren

KOCHEN Das „Auswanderer Kochbuch“ präsentiert historische Rezepte

Trockenfleisch, Grütze und Runkelrübe: So ernährten sich deutsche Auswanderer. Über Bremerhaven wanderten zwischen 1850 und 1965 rund sieben Millionen Europäer nach Amerika aus. Die Schiffsreise dauerte gute zwei Monate – ohne Frischwasser und ohne Kühlschrank. „Das Wasser wurde faulig und begann in den Fässern zu gammeln“, erzählt Bettina Meister. Die Sozialpädagogin hat für ihr „Auswanderer Kochbuch“ alte Speisepläne aufgestöbert. Entstanden sind 40 Rezepte und eine Anleitung, wie man Lebensmittel haltbar machen kann.

Die verschiedenen Varianten des Pökelns und Dörrens machen nicht wirklich Appetit, die Hausmannskost schon. Es gibt eingelegte Bratheringe, Sauerkraut und Kartoffeln in allen Variationen. Alltagstauglich für den eiligen Tiefkühl-Pizza-Esser von heute ist das nur bedingt: Für die Kräutersauce steht man schon mal mehrere Stunden in der Küche.

Neben den alten Rezepten recherchierte Meister die Lebensumstände auf den Schiffen. So wurde auf den schnelleren Dampfschiffen auch nobel gespeist – auch diese Gerichte gibt es in dem Buch. Französisches Hühnerfrikassee, englischer Käsekuchen – was damals in der ersten Klasse serviert wurde, kann sich heute jeder Student leisten. Mit dem Vorteil, dass er dafür nicht nach Übersee emigrieren muss. STEFFI HENTSCHKE

Bettina Meister: Das Auswanderer Kochbuch. Verlag Felix, Wintrich 2009. 118 Seiten, 14,95 €